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Mittwoch, 26. Oktober 2005

Der "Ich-bremse-nicht-mal-für-den-Präsidenten"-Bus



Eigentlich les ich ja gern im Bus. Rosy hat allerdings neulich erzählt, dass Lesen in ruckeliger Umgebung spontane Netzhautablösung fördert, da sich das Auge so arg anstrengen muss, um auf der richtigen Zeile zu bleiben. Seitdem denke ich jedes Mal auf einer meiner nervenaufreibenden Busfahrten nach Metepec: oh Gott, schau ja nicht auf ein Schild, weil du könntest es versehentlich lesen und dann löst sich spontan deine Netzhaut. Ehrlich. Ich muss außerdem immer ganz tief atmen, um nicht wie March bei den Simpsons in der Folge, als sie Flugangst hat, aufzuspringen und durch den Gang rennend "ichwillrausichwillrausichwillrausrausrausrausrausrausrausrausrausrausrausrausraus" zu schreien. Ich könnte nämlich eigentlich in ca. 15 Minuten in Metepec sein, wenn ich ein Auto hätte, oder wenn sie ihr System der öffentlichen Verkehrsmittel hier nicht so verkackt hätten. Aber nein, ich brauche 50-70 Minuten hin und zurück, zweimal die Woche, da wir ja in Schlangenlinien durch die Stadt fahren müssen und auf 6 Spuren die Straßen vollkommen verstopft sind. Warum sind die Straßen vollkommen verstopft? Weil außer mir keine Sau Bus fährt. Und wenn die Straßen mal nicht verstopft sind, dann steigt jemand ein – steigt jemand aus – steigt jemand ein, etc. Und wenn mal keiner aus- oder einsteigt, kauft sich der Busfahrer am Mercado Juarez "schnell" eine Fanta oder eine Stoffpuppe mit Hexenkopf (das ist kein Witz).
Wenigstens passieren auch manchmal lustige Sachen im Bus, wie neulich am Sonntag. Wir wollen Bus fahren, und das geht so: Wir sehen einen auf uns zurasen, versuchen mit zusammengekniffenen Augen die Schildchen im Fenster mit den Zielorten lesen zu können. Da Bus rast wie die PickUps bei ein Colt für alle Fälle, entziffern wir erst in letzter Sekunde unser Ziel ("C.U." oder "Centro"). Winken. Bus bremst voll, da schon auf unserer Höhe. Wir steigen ein, Bus gibt Vollgas, wir werden auf Gang geworfen, da wir 5 Pesos für die Fahrkarte suchen. Wir versuchen taumelnd Halt zu finden. Weiter Vollgas – Vollbremsung – Leute springen hinein und taumeln, etc. Irgendwann steigen wir aus, Kerstin mit hochrotem Gesicht. Ich: "Was ist los?" – Sie: "Ich hab mich grad an irgend jemandem festgehalten..." – Ich: "Oh, echt?" – Sie: "Ja, an seinem Kopf."

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