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Dienstag, 31. Januar 2006

Coyoacán

Hallo. Eine neue Nachricht aus dem schönen Mexiko.
Was habt ihr am Wochenende erlebt? Bei mir ist Folgendes passiert:
Freitag Abend hab ich diese blöden Pläne geschrieben, bin brav zuhause geblieben, damit ich Samstag um 06:00 aufstehen konnte, für..? Was nochmal? Um 1 ½ Stunden auf das Schaf zu warten, das tatsächlich die Frechheit hatte, nicht aufzutauchen. Ich meine, wieso auch nicht? Ich stehe Samstags sowieso immer gegen 6 auf, um ein bisschen in Klassenzimmern zu sitzen. Die spinnt ja wohl.
Naja, Schwamm drüber. Die Klasse von 9-12 war wie immer ganz lustig. Abends bin ich mit denen "ausgegangen", das heißt, in Galerias ins Kino. Werde ich alt?
Sonntag früh bin ich mit Kerstin mal wieder nach México gefahren. Meine Schülerchen, das merke ich ab und zu, sind zum Teil ganz schön verzogen. Die haben mir schon tausendmal gesagt, oh Jesus, in die Metro in Mexico würde ich nie einsteigen, die ist ganz schlimm. Wir sind selbstverständlich trotzdem damit gefahren, und ich würde mal sagen, in New York ist sie definitiv grauslicher. OK, wir hatten keine Rush Hour, und OK, wir haben uns postwendend auch gleich verfahren. Aber ansonsten ist es eher lustig. An jeder, wirklich JEDER, Haltestelle kommen irgendwelche "vendedores ambulantes" (Straßenverkäufer) rein und verkaufen hauptsächlich gebrannte CDs. Das heißt, abwechselnd gibt’s verschiedenartige laute Beschallung mit mexikanischen Schlagern oder DanceFloor-Meisterwerken, und dazu den obligatorischen Schrei "diez pesos a diez pesooos". Wahlweise kommen auch Kaugummis, oder auch mal ein blinder Gitarrespieler, der seine Tochter zum Geld sammeln dabei hat. Wird nie langweilig, zumindest.
Unser Ziel war gestern Coyoacán (Ort der Coyoten auf Náhuatl), ein wirklich schönes "Bohéme"- Viertel im Südwesten der Stadt. Wir sind zuerst ins Museum von Frida Kahlo gegangen, das war echt cool. Ein sehr schönes blaues Haus mit riesigem Garten, in dem sie früher mit Diego Riviera gelebt hat.
Ich weiß nicht, ob ihr den Film über sie gesehen habt oder ihre Bilder kennt, aber dieses Museum zeigt eindrucksvoll, wie sehr der Schmerz ein Thema in ihrem Leben war. Nachdem sie diesen fürchterlichen Unfall hatte, bei dem alles mögliche durchbohrt wurde, musste sie ein Korsett tragen, und hatte ihr Leben lang anscheinend extreme Schmerzen. Es gibt eine kleine Zeichnung von ihr, sie zeichnet Füße, und darunter steht: Wozu brauche ich Füße, wenn ich doch Flügel habe zum Fliegen.
Oben im Haus ist noch der Ort, an dem sie gemalt hat, u.a. mit einem unvollendeten Portrait von Stalin. Sie und Riviera waren Teil der links-intellektuellen Künstler-Szene, ein Bild von ihr heißt El Marxismo Dará la Salud (Marxismus bringt Gesundheit).
Danach sind wir ein bisschen durchs Zentrum von Coyoacán gelaufen, da sehen die Leute wirklich sehr anders aus als in Toluca. (Natuerlich hab ich mich an dieser stelle mal wieder tierisch geaergert, weil ich in TOLUCA gelandet bin..) Der künstlerische Einfluss ist an allen Ecken sichtbar, man sieht verschiedenste Arten von Menschen, die ganze Atmosphäre ist viel lebendiger und freier als in allen anderen Orten in Mexiko, in denen ich bisher war. Weite Alleen und enge Gassen mit Kopfsteinpflaster, schöne alte Häuser im Kolonialstil, Leute fahren mit dem Fahrrad durch die Straßen (das muss erwähnt werden, weil in Toluca unvorstellbar), überall Bars und lustige kleine Geschäfte. Am Zócalo das ehemalige Rathaus, wo Cortés das erste municipio gegründet hatte, nach dem Fall von Tenochtitlán.
Zum Schluss waren wir noch im Museo Nacional de Culturas Populares. Thema: Migration in Mexiko. Sehr interessant war eine Fotoausstellung über eine indígena, die in völliger Armut mit ihren sechs Kindern einen Ort gesucht hat, wo sie arbeiten können, um nicht zu verhungern. Auf der anderen Seite die Geschichte der mojados, der illegalen Emigranten in die USA. Das hat mir ein bisschen klar gemacht, weshalb der Charakter der Mexikaner für mich zum Teil so seltsam und undurchsichtig erscheint. Die nationale Identität dieses riesigen Landes mit über 100 Millionen Einwohnern, an der Schnittstelle zu Südamerika und dem großen Meister USA, ist irgendwie ein bisschen gespalten. Sie gehören nicht nach Süden und verabscheuen den Norden, wollen aber doch am Liebsten etwas anderes sein, als sie sind. Hm- ich gehe nicht davon aus, dass mir gerade jemand folgen kann. Aber diese Fotausstellung der Tomaten pflückenden Frau auf der einen Seite und die Tatsache, dass alleine die Tec in Toluca über 7.000 Studenten hat, auf der anderen Seite... ok, Erklärung: die "Tec von Monterrey" ist eine der teuersten Unis von Mexiko. Man kann dort schon ab der prepa, d.h. quasi ab dem Gymnasium hingehen plus das gesamte Studium dort machen. Und jetzt: Ein 4-monatiges Semester an der Tec kostet umgerechnet in Etwa 3.500 Euro. EURO!! Über 7.000 Eltern haben alle 4 Monate 3.500 Euro übrig, um ihre Kinder in die Tec zu schicken! Ich frage mich ernsthaft, wie das funktioniert.
Aber das nur am Rande.
Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse, zumindest nicht im D.F. Heute früh hab ich die arme Julieta ins Krankenhaus gefahren, weil sie vor Magenschmerzen nicht mehr sitzen konnte. Kein Wunder bei dem Stress, den sie gerade hat. Ihr Kommentar heute: Ach, mir gehts schon viel besser. Nichts schlimmes, nur ein kleines Magengeschwuer.

Freitag, 27. Januar 2006

Wir lernen Deutsch, Teil III

1. Vokbular
haesslich = schnal
dumm = duem
Der Fuss = das Pied (Anmerkung des Schuelers: "ich kann mich irren")
Das Knie = das Rockbein
GEWINNER DER KATEGORIE:
Der Bauch = die Schmerz ---
ahuu

2. Zusammenhangsfreie Saetze
Ich trage braune Haarung und ein graues Zahlen.
Martin ist zu Fuss und ganz Oberbayern.
Was waere, wenn ich den Dalai Lama treffan wuerde, wuerde ich ueber dein Exil anfangen.


3. Lueckentexte
Sein Krawatte wollte ihn nicht entlassen.
Sein Arbeitsamt wollte ihn nicht entlassen, denn er war immer zufrieden.
Sein zufrieden wollte ihn nicht entlassen, denn er war immer Kleidung.
Sein Geld bekommt er vom Kleidung.

Moment- Krawatte wollte also Kleidung nicht entlassen, weil zufrieden dem Arbeitsamt Geld gegeben hat..

4. Freies Schreiben
Ein tag gehen wir nach dem Park, wir sehen viele Edelweisse und auch ein Mann verkauft Luftballon ungefaehr er hat 99 Luftballon ich brauche mehr Geld fuer alle Luftballon kaufen. Aber ich moechte erste ein Rose schenken, die Rose muess Rosenrot sein. Ich moechte viele Dinge zu machen, trotzdem sollte vorher Benzin tanken wiel sie in andere Stadt leben. Wenn ich komme nach ihre Hause an, ich sage, "komm gib mir deine Hand" und sie antwortst mich "Mit dir - auf keine Fall". Dann ich verstehe jetzt sie Spiel mit mir.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Weiter

Ja ja, ich lebe noch. Leider passieren hier gerade ein paar schlimme Sachen; aber das Leben geht schließlich weiter, sagt man. Und dazu sind sie ja schließlich da, die Routinen, damit man in Zeiten wie diesen weiß, was man als nächstes zu tun hat. Aufstehen, Kaffee trinken und Müsli essen. Unterrichten. Huehner essen mit Mole.
Und Schreiben.

Am Sonntag war ich mit Jo, ihrem Sohn Gregory, ihrem Freund (ein Schwab) und Kerstin in Taxco. Eine sehr angenehme und unbeschwerte Gruppe. Die Fahrt hat 2 ½ Stunden gedauert und war ok, außer dass Gregory uns beinah auf die Füße gespeit hätte wegen der Kurven. Taxco ist eine nette Stadt in den Bergen, schön warm da, und die Hauptattraktion ist Silber. Wir sind also bisschen in den Straßen rumgelaufen und haben uns ansonsten hauptsächlich in verschiedenen Silbergeschäften aufgehalten. Jo wollte mich überreden, dass ich mir endlich mal (zum ersten Mal in meinem Leben, um genau zu sein) Ohrringe kaufe, hat es aber nicht geschafft. Das Beste des Tages war: da wir Ausländer waren in Mexiko (Brasilien und Deutschland), konnten wir uns mal drüber unterhalten, was wir so über ein paar Sachen hier denken (oder mit anderen Worten: wir haben gelästert). Die Details erspare ich euch lieber an dieser Stelle.

Seit Montag bin ich im Übrigen erkältet, was kein Wunder ist. Irgendwas in meiner Dusche hat sich am Samstag spontan verstopft, so dass kein heißes (oder auch nur annähernd nicht eisiges) Wasser gekommen ist – und da ich mich zwischenzeitlich irgendwie an "Kälte ertragen" gewöhnt habe, hab ich drei Tage lang um 06:00 früh mit eiskaltem Wasser geduscht. Mein Körper war danach so kalt, dass ich versucht hab, mit Hilfe eines Haarföns meine normale Temperatur wiederherzustellen. Ein schön absurdes Bild—hat anscheinend aber nicht wirklich geholfen. Na ja, was solls- solange ich kein Fieber hab, ist mir das jetzt auch wurscht. Dafür gebe ich meinem Körper ganz viel Süßigkeiten, um ihn zu besänftigen. Eis. Schokolade. Kuchen-Artiges. Alles, was Super Compras in dieser Richtung hergibt.

Wenn mich vor Kurzem das Unterrichten mitunter genervt hat: jetzt gerade sind meine Schülerchen das Beste, was ich habe. Ich bin eifrig, entwerfe Arbeitsblätter und bin hoch kreativ beim Erfinden neuer lustiger Spielchen. Und es klappt gut. Am Mittwoch hab ich das erste Examen meines Lebens "auf der anderen Seite" geschrieben. Das war eigentlich lustig- die halbherzigen Abschreib-Versuche und wie sie mich überreden wollten, ihnen zu helfen: Ach Susaaan, beantworte nur jedem eine Frage, ok? Biiite! Bei der letzten Aufgabe mussten sie fünf Sätze schreiben. Ich hab gesagt, wenn sie mehr schreiben, kompensiert eventuelle vorherige Fehler (eh, macht man das nicht so als Lehrerin..?). Sie haben dann ungefähr achtzehn Sätze geschrieben.

Donnerstag, 19. Januar 2006

Wir deutschen Mädels haben schon einen Heidenspaß auf diesen mexikanischen Parties


(Orale la guera, no chinges guey!)

Wie die Gezeiten

Was gibt’s Neues in Deutschland? Wie ist eigentlich das Wetter? Verpasse ich tiefgreifede Ereignisse irgendeiner Art?
Mir und meinem Magen geht’s wieder gut. Ich kann endlich wieder Kaffee trinken, zum Beispiel. Mit Chili bin ich lieber noch ein bisschen vorsichtig. Und heute kann ich auch wieder sagen, dass sich meine stürmische Gemütslage langsam wieder beruhigt. Ich war die letzten Tage extrem aufbrausend, eigentlich wahrscheinlich ein Monster, und wollte am Liebsten heim. Echt. Zum Einen, klar, wenn ich meiner Existenzgrundlage ESSEN beraubt werde, oh Gott, dann ist alles zu spät. Zum Anderen hatte ich mal wieder eine kleine Kulturschock-Phase, in der mich das mexikanische Sein extrem angenervt hat. Thema: Freundschaft. Ziemlich trauriges Thema, im Großen und Ganzen. Ich hab jetzt keine Lust, hier ins Detail zu gehen. Nur meine Konklusion: Wenn ich dauerhaft hier wäre, wäre ich der einsamste Mensch der Welt, weil hier Freundschaft einen ganz anderen Stellenwert hat als in Deutschland / oder vielleicht nur für mich? Keine Ahnung. Hier wird man jedenfalls im Allgemeinen von den Leuten hängen gelassen, und das finde ich wirklich ziemlich traurig. Sie meinen es ja nicht mal böse, wahrscheinlich. Ich persönlich habe es jedenfalls lieber mit einem "deutschen Eisblock" zu tun, mit dem es vielleicht Monate dauert, bis wir "befreundet" sind, aber dann kann ich mich auf ihn verlassen. Statt nach der ersten Unterhaltung gleich hysterisch gut befreundet zu sein, und diese Begeisterung dann schwinden zu sehen wie Luft aus einem nicht zugeknoteten Luftballon, wenn man ihn loslässt.
Was mich zu der Frage gebracht hat: Was ist mir wichtig an einem Menschen?
Die letzten Tage habe ich also größtenteils damit zugebracht, über diese und ähnliche Fragen nachzusinnen.
Heute früh habe ich auf einmal bemerkt, dass sich mein Gemütssturm gelegt hat. Wieder Ruhe, nur hie und da ein leises Lüftchen.
Was sonst noch passiert ist: Clara hat mir eine komplette Stunde lang von ihrer Schwiegertochter Joana erzählt. Dass sie nicht mit ihr redet, und nicht für Fernando kocht. Dass sie überhaupt ein bisschen komisch ist und sich auch mit Mariana und Javier nicht gut versteht. Ich kenne jetzt die Namen von allen 4 Kindern mit Ehepartnern, deren Kinder und Lebensumstände. Sie ist nett. Nächste Woche zeigt sie mir Bilder. Manchmal frage ich mich, was genau es bedeutet, "Lehrer" zu sein, oder was zum Teufel ich da überhaupt tue. Na ja. Ich muss nicht mehr nach Metepec, weil Jozelma jetzt Einzelunterricht will und in die Schule kommt. Das ist spitze. Sie hat mir zum ungefähr fünften Mal angeboten, zu ihr zu ziehen und in der Firma ihres Freundes Deutsch zu unterrichten. Ich mag sie! Ich habe mit Andrea 99 Luftballons übersetzt, und den Jungs 2raumwohnung vorgespielt. So ist das: Alltag. Sogar an das "4x pro Woche um 6 aufstehen" hab ich mich schon (einigermaßen) gewöhnt. Es ist also ruhig. Nach und vor dem Sturm.

Dienstag, 17. Januar 2006

Magen, sag zum Abschied leise Servus

Und ich haette nach guten 4 Monaten Mexiko schon gedacht, ich waere jetzt immun gegen alle moeglichen seltsamen Bakterien. Und wenn schon krank, habe ich gedacht, dann zumindest verbunden mit irgendeiner guten Geschichte, wie zum Beispiel: ich esse in einem Dorf mit 5 Einwohnern fuer einen Peso ein Taco mit Geschmacksrichtung "Hund". Aber ich werde natuerlich dann krank, wenn ich im teuersten Kino von ganz Toluca ungefaehr vakuumverpackte Nachos esse.. am Samstag abend war das. Da war noch alles gut. Am Sonntag frueh war mir dann auf einmal unendlich schlecht, ich hab mich den ganzen Tag praktisch nicht bewegt und nur Wasser und Cola getrunken und nix gegessen. Am Abend habe ich gewagt, einen Schluck Kamillentee zu trinken, den ich dann nach kurzer Diskussionsphase mit meinem Koerper doch wieder der Toilette uebergeben hab. Baah.
Ich tue mir also schrecklich leid und leide in meinem Zimmerchen, und am naechsten Tag um 07:00 (und eigentlich den ganzen Tag) hab ich schon wieder unterrichtet, weil die Schueler am Sonntag nicht zu erreichen waren. Super.
Mittlerweile esse ich immerhin schon Huehnerbruehe und Zwieback, aber so richtig gut gehts ihm noch nicht, meinem Magen. Im Moment begegne ich jedem im Buero mit einem Blick, von dem ich hoffe, dass er furchteinfloessend und mitleidserweckend gleichzeitig ist, aber irgendwie bezweifle ich, dass ich das so richtig hinkriege. Na ja, zumindest krieg ich lauter tolle Ratschlaege. Trink Zitrone. Genau! Ich aetze mir einfach die Magenschleimhaut weg. Hallelujah.

Freitag, 13. Januar 2006

mein klassenzimmer und die tania

Bayerischer Zwiefacher und Norteña

So, jetzt gehts los. Ich bin jetzt so eine Lehrerin, die leider nur noch Geschichten ueber die Schule erzaehlen kann, weil ansonsten in meinem Leben leider nix mehr passiert. Um genau zu sein, habe ich das Grundstueck der Schule von Sonntag bis aeh, Donnerstag, nur verlassen, um zu essen oder Essen zu beschaffen. AAAAAHHHHHHHHHHHHH!!! Vielleicht werde ich bald wahnsinnig und fange an, waehrend des Unterrichts im Kreis zu laufen, wie ein Tiger im Kaefig. Ich muss rausrausrausraus... naja, um Energie abzubauen, bin ich heut schon mal laufen gegangen. Spontane 8 Runden, und danach zwei Stunden ein roter Kopf. Aber gut bin ich mir vorgekommen -- naja, zumindest solange ich den Typen ausgeblendet habe, der mich genau einmal pro Runde ueberholt hat, oh GOTT aber zumindest hat er immer schlimme Geraeusche gemacht.
Was sonst passiert ist:
Ich hab ein bisschen Europa-Geographie gemacht mit den Jungs. Wahnsinn, wie viel manche gewusst haben, wo Bosnien ist und Albanien, und sogar Andorra und San Marino haben sie gekannt. Nicht schlecht.
Lustig war ansonsten eigentlich nur noch, dass ich heut frueh der Andrea tatsaechlich bayerische Liedtexte transkribiert hab. Sie wollte das !!! Sie hat eine CD mit dem schoenen Titel "Oktoberfest in Germany" mitgebracht und wollte, dass ich ihr sage, was "Oide geh mach ma d Tia aaf, oide alloa kriag is nia aaf, Oide sunst hau i ma d Knia aaf, oide heid hob i an Rausch" auf deutsch bzw. Spanisch heisst. Wir haben dann 120 Minuten damit verbracht, und sie denkt jetzt glaub ich dass wir spinnen. Naja, und ausserdem hat sie festgestellt, dass die Musik aus dem Norden von Mexiko - Norteña - Elemente hat, die GENAUSO sind wie unsere bayerische Volksmusik, hurra! Die Blasinstrumente, die Zieharmonika, sogar die Melodien zum Teil. Lustig. Wie das wohl passiert ist??? Ein einsamer Bayer in Mexiko, der sich ein paar Tage in die Berge gesetzt hat und Zwiefachen gespielt hat. Oder umgekehrt, natuerlich. Wer weiss.

Dienstag, 10. Januar 2006

Zeit, um mit von mir verbreiteten Unwahrheiten aufzuräumen

1. Ich bin aufgrund meiner Arbeitszeiten bemitleidenswert.
Also gut. Trotz gelegentlicher Jammertiraden bin ich nicht mehr die Lehrerin, der es in dieser Schule am Schlechtesten geht. Die arme Kerstin muss ab morgen jeden Tag um 05:00 aufstehen, eine Stunde zu Bosch fahren, und von 07:00 bis 09:00 dort einen Typen unterrichten. Dann wieder eine Stunde mit dem Bus zurück. Oh die Arme. Wie fürchterlich. Boah, bin ich froh, dass dieser Kelch an mir vorüber gegangen ist...

2. Das Pferd ist doof.
Darf ich folgende Szene mit euch teilen: Ich sitze im Büro. Ein junger Mann kommt rein und sagt zu Sergio, "ich möchte eine Schülerin abmelden. Sie kommt den ganzen Januar nicht. Ihr Name ist [hier Namen des Pferdes einfügen]" --- Ahhh ich wollte ihn kuessen! Hab mich in die Backe beißen und auf den Boden schauen müssen, um nicht laut loszujubeln. Ah, dios existe. Ich mag das Pferd.

3. OK. Toluca ist nicht die kälteste Stadt in Mexiko. Der Estado de México ist nicht mal der Staat, in dem es am Kältesten wird. Das habe ich heute früh erfahren; die kältesten Staaten sind nämlich im Norden: Chihuahua, Sonora und Coahuila. Dort herrscht extremes Wüstenklima: es hat im Sommer über 40°, und im Winter – also jetzt - bis zu –24°C.

4. Entsprechend heizen die Leute natürlich auch; die Wohlhabenderen mit Gas oder Öl, und die Armen mit Holz.
Dort in der Gegend im Gebirge leben tatsächlich indígenas, ohne Elektrizität und NICHTS, das ist mal ein hartes Leben.
Außerdem habe ich noch eine interessante Geschichte erfahren: es gibt auch Indianer (nicht nur die von prähistorischen Völkern abstammenden indígenas) in Mexiko, und zwar ebenfalls im Gebirge im Norden. Einer dieser Stämme (Kikapu) ist halb-mexikanisch, halb-amerikanisch. Ihr Glück, die amerikanische Regierung hat sie nämlich mit einer Art Hilfe-zur-Selbsthilfe-Programm unterstützt, und mittlerweile gehören sie zu den wohlhabendsten Leuten da in der Gegend. Warum? Sie wohnen zwar im Nichts, sind aber auf die glorreiche Idee gekommen, im Nichts ein Casino aufzubauen! Sie nennen es offiziell "Casino de Kikapu", und inoffiziell "Las Vegitas". Auf der mexikanischen Seite der Sierra ist das verboten, auf der amerikanischen nicht. Eine schöne Idee.
Was für mich trotzdem noch so weit weg von der Realität, wie ich sie kenne, klingt, ist die Tatsache, dass diese Menschen immer noch vollkommen isoliert in ihrer Gemeinschaft leben. Sie sind äußerlich nicht zu verfehlen (lange Haare und typischer Schmuck), und halten sich strikt an ihre Bräuche. Der Älteste ist der jefe indio, der eine Art Schamane ist, und sogar die Weißen kommen zu ihm, um sich ihre Wehwehchen behandeln zu lassen. Wenn er stirbt, übernimmt automatisch der jeweils nachfolgende Älteste seine Position. Im Allgemeinen mischen die Indianer sich auch so gut wie nicht mit den Weißen.
Im Übrigen hat diese Schülerin mir auch erzählt, dass die mexikanische Regierung die indígenas praktisch nicht unterstützt, und dass in diesem Jahr wegen der bevorstehenden Wahlen im Juli alles ziemlich drunter und drüber gehen wird.

Sonntag, 8. Januar 2006

Toluca, die Zweite, oder: Noch keine 12 Stunden in Mexiko, und ich hab schon mehrere Tobsuchtsanfälle hinter mir

I AM BACK !
Dieser Flug schon wieder... ich war knappe 27 Stunden insgesamt unterwegs, und nachdem ich in Madrid 3,5 Stunden auf den Anschlussflug warten musste – der um 01:50 früh ging – ist mir auf dem Flug nach Mexiko Historisches passiert: ich war so fertig, dass ich bereits, bevor wir überhaupt gestartet sind, zweimal eingeschlafen bin. Beim ersten Mal hat mich die Stewardess aufgeweckt (a propos Stewardess: war da nicht irgendwann mal Einstellungsvoraussetzung, dass sie jung und hübsch sind ...? Schaun ja auch schon aus wie Miss Marple heutzutage), und beim zweiten Mal bin ich aufgewacht, weil mein Kopf im Schlaf unkontrolliert nach vorne abgekippt ist. Wir haben ja noch nicht mal die Rückenlehnen zurückstellen dürfen, deswegen war ich noch in quasi 90°-Position. Mein aufblasbares Nackenkissen hab ich da auch noch nicht um den Hals gehabt. Beim dritten Mal bin ich übrigens – das war noch vor dem Abendessen – aufgewacht, weil ich mich in die Backe gebissen habe. Ob das am Nackenkissen gelegen hat? Oder ich wollte meine Backe essen. Ich weiß es nicht. Immerhin, beim Herflug bin ich aufgewacht, weil ich gefühlt habe, dass ich meinen Mund beim Einschlafen so weit aufgerissen hab wie wenn ich in einen Doppelcheesburger beißen hätte wollen.. lustig, was einem im Übergang zwischen Halbschlaf und Schlaf so alles einfällt. Na ja, die übrigen 250 000 Mal während des 12,5-stündigen Flugs bin ich ausschließlich wegen diesen blöden Italienern aufgewacht. Genau neben mir war so ein nerviges Pärchen, er mit vielen Ohrringen vom Typ "ich setz meine Sonnenbrille schon mal im Flugzeug auf", sie einen Hintern wie ein Flußpferd und eine keifende, durchdringend-laute Stimme. Ich kann Italiener nicht mehr leiden. Während sie geschlafen haben, war alles ok – aber wehe, sie sind aufgewacht, dann sind sofort alle Passagiere im Radius von mindestens 5 Sitzen aus dem Schlaf geschreckt. Sie haben dann nämlich angefangen, sich zu "unterhalten". AHH BENE SI PUOI VUOI MANGARE PREEGO oder was weiß ich und meine sehr bösen Blicke und ein gelegentliches empörtes SCHHH! haben ungefähr 2 Minuten geholfen, dann haben sie mich wieder vergessen. Warum müssen sie sich anschreien? Ich war irgendwann extrem sauer, hab mir aber gedacht, kann ja jetzt nicht als einzige von 400 stoischen Passagieren einen Tobsuchtsanfall kriegen.
Wie auch immer, irgendwann war das auch vorbei und ich bin extrem grantig angekommen – immerhin waren meine Gepäckstücke da – und nach Toluca zurück gefahren. Hab nicht gerade Luftsprünge vor Freude gemacht, muss ich sagen. Es war schon Mittag, als ich endlich da war, die ganze Schule war auch noch voll von lärmenden Mitarbeitern. Als erstes empfängt mich die erste tolle Botschaft: Hallo Susanne du musst morgen um 07:00 anfangen und bis 12:00 durchgehend arbeiten. Nur morgen? NEIN ab morgen muss ich JEDEN SAMSTAG UM 7 ANFANGEN ab diesem Zeitpungk wär ich am liebsten wieder rausgelaufen und hätt beim Rauslaufen die Schule abgebrannt. Ich wollte doch nur Ruhe und Frieden und vor allem mental noch schnell wieder meinen Frieden mit Toluca schließen. UND WAS PASSIERT? WAS? PASSIERT?? SUSANNE, RATE MAL, WIR HABEN JETZT MITARBEITERVERSAMMLUNG! JETZT! SOFORT!! Nein, du kannst nicht mehr vorher duschen, die Claudia wartet schon eine Stunde! Hah ich bin zwar selber erst vor 5 Minuten gekommen, aber wen interessiert's. Aarhgh ich war so sauer dass ich beinahe geweint hätte und dann hab ich sie angemault, dass ich seit 28 Stunden unterwegs bin und verdammt nochmal wenigstens duschen will. Hatte dummerweise nicht die erwünschte Wirkung, es wurde dann nämlich postwendend zurück gemault, was während meiner Abwesenheit alles schiefgelaufen ist mit meinen Klassen, weil der dämliche Ersatzlehrer keine Pläne von mir hatte konnte er nämlich nicht unterrichten, und WO SIND ÜBERHAUPT MEINE PLÄNE? Shit. Spitzen- Wiedereinstieg, diese blöden sinnlosen Pläne hab ich natürlich mit Absicht nicht geschrieben, weil sie reine Zeitverschwendung sind und nix bringen (Anm: wir müssen zwei Wochen im Voraus alle unsere Unterrichtsstunden detailgetreu planen und dementsprechend aufschreiben. Wäre der erste Plan, der mit Mexikanern funktioniert). Mir war klar, dass das irgendwann Ärger geben wird, aber gleich in der ersten Sekunde Schule im neuen Jahr..? – Na ja, das Ende war natürlich, dass ich mit sehr bösem Gesicht in der "Versammlung" gesessen bin und beim Rausgehen beiläufig gesagt hab, "wir müssen später darüber reden, wie lange ich hier noch arbeite." (weil sie will ja unbedingt, dass ich ein halbes Jahr verlängere) da war sie ganz schön schnell wieder nett.
Muss jetzt schlafen, muss ja schließlich um 6 aufstehen. Eine Schülerin, die normalerweise im normalen Samstagskurs ist, will jetzt auf einmal Einzelunterricht mit mir, weil sie mehr Zuwendung braucht.
Zuwendung, hah, ich geb dir Zuwendung morgen.
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Servus und grüß Gott! Heute ist Samstag, kurz vor 13:00 Uhr. Gestern bin ich um 8 ins Bett, und heute bei 4°C (ja! Ich hab ein Thermometer mitgebracht) aufgestanden. Dann habe ich von 07:15 bis 07:30 auf diese blöde Schülerin gewartet. Um 08:00 bin ich wieder in mein Zimmer gegangen (zu dem Zeitpunkt ist die Temperatur auf 1°C gesunken). Sie kommt einfach nicht? Ich stehe am Samstag um 6 auf und DAS SCHAF KOMMT NICHT??? Nein – wie sich herausstellte, ist es noch schlimmer. Das Schaf ist vor der Tür gestanden, hat aber die intellektuelle Leistung, das Tor zu öffnen, nicht alleine geschafft, ist bis 08:00 resigniert in ihrem Auto gesessen und um 09:00 wieder ausgestiegen, um zu fragen, wo ich war. Oh Heimatland. Und dieser geballten Ladung menschlicher Blödheit muss ich diese 1,5 Std jetzt auch noch ersetzen. Na ja, was soll`s. Meine übliche Samstagsgruppe war wie immer nett und lustig und hat mich soweit mit meinem Schicksal versöhnt.
A propos versöhnt, was gestern noch ganz nett war: Die Sonne hat geschienen, und ich bin zum Copy Shop gegangen, wo mich die Frau dort freudig begrüßt hat, "und, wie waren die Ferien?" und dann wollte sie mich überreden, hier in Toluca zu bleiben. Kind, is doch so schön hier. Bleib! Bleib! Ich hab dann gesagt, na schau, die Jüngste bin ich doch auch nicht mehr und ich muss schließlich noch Dinge in Deutschland erledigen, zum Beispiel heiraten.

Mittlerweile fühl ich mich übrigens so, wie wenn ich nie weg gewesen wäre. Ach, dieses Toluca. Wenn ich es schaffe, meiner neurotischen Chefin aus dem Weg zu gehen, ist das schon alles ok. Ah ja, letztere hat mich vor 10 Minuten übrigens gefragt, ob ich denn auch Spanisch unterrichten könnte. Häh?? Ich – Deutsche – unterrichte in einem Land mit Landessprache Spanisch – Spanisch. Ganz bestimmt. Ne ne, ab jetzt halte ich mich an den weisen Rat von Daniel, "sag in einem mittel-bis südamerikanischen Land nie, dass du irgendwas kannst."

Mittlerweile Sonntag, 10:20 Uhr. Puh. Was haben wir jetzt – Anfang Januar? Das werden noch ein paar interessante Wochen, bis der Frühling kommt. Tagsüber hat es wie immer um die 16 bis 20°, aber sobald die Sonne geht, wird es auf einmal arktisch. Letzte Nacht habe ich folgendermaßen geschlafen: lange Hose, Wollsocken, langärmliches T-Shirt, kurzärmliges T-Shirt, Pullover, und drei Decken. Ich bin mir nicht sicher, ob das noch steigerungsfähig ist? Die Leute hier sind so seltsam stoisch, was das Wetter betrifft – ich sage, und, ist es kalt? Und sie, ach na ja, es geht, nachts hat es ziemlich viel Luft. Ah, Luft also, hm?
Jetzt muss ich anfangen, diese idiotischen Pläne zu schreiben. Wenn ich diesen Francisco erwische, diesen blassgrünen Aushilfslehrer mit seiner fahlen Gesichtsfarbe und seinem überkorrekten Deutsch, der Mexikaner ist, aber sich sogar für deutsche Verhältnisse so benimmt, wie wenn er einen Stock im A.... hätte oder mehrere, und der sich mit 26 Jahren täglich (täglich!) von seinem Papa zur Arbeit fahren und wieder abholen lässt... der ist nämlich Schuld, dass die Sache mit den Plänen ans Licht gekommen ist. Na warte, Bürschchen. Das wird ein Nachspiel geben.

Im Schnee spielen in Deutschland




War schoen, mein Deutschlandurlaub !! Es war schoen euch zu sehen, ein paar Sachen waren ein bisschen traurig, aber so ist das halt. Aber meistens wars gut, und der Schnee war natuerlich super cool.