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Dienstag, 28. Februar 2006

Ein heimeliger Blick von einer Fussgaengerbruecke auf den Markt beim Bus-Terminal in Toluca

Mein Alltag mit den Reichen und Schönen

Noch vier Wochen Schule. Ich werde meine Schülerchen vermissen, und ich glaube, sie mich auch. Kürzlich – ah ja, als ich am Samstag mit Fernando Kaffee trinken war – ist mir mal wieder aufgefallen, dass meine Schüler im Groben aus drei Gruppen bestehen.

a) Der höchst ambitionierte, intelligente und gutaussehende Sohn (mitunter: die ... Tochter) aus angesehener toluqueñischen Familie, geht zu einer der besten und teuersten Universitäten Mexikos bzw. arbeitet wahlweise bei General Motors, Mercedes, Bosch, Elring Klinger, Staedler etc. Vater: Politiker, Arzt oder Ingenieur.
b) Die ein bisschen gelangweilte Ehefrau eines Deutschen, oder wahlweise eines Politikers, Arztes oder Ingenieurs, wohnhaft im Edel-Fraccionamiento, Fortbewegungsmittel: Mercedes oder Chauffeur, Beschäftigung wochentags: Kreditkartenrechnung bei Liverpool bezahlen, Beschäftigung im Haushalt: Chacha* sagen, was sie zu tun hat.
c) Das Söhnchen oder Töchterchen ehrgeiziger Politiker, Ärzte oder Ingenieure, das eigentlich keinen Bock auf Deutsch, aber auch keine Wahl hat, weil Mama es zweimal pro Woche in die Schule karrt.

Ungefähr 95% meiner Schüler gehören zu Kategorie A. Die Gewinner der mexikanischen Gesellschaft! Eigentlich ist es erstaunlich, dass trotzdem die Meisten von ihnen sehr nette, normale und gute Menschen sind. Nur die Ausnahme ist anmaßend, trägt den Wohlstand provokant vor sich her und diskriminiert jeden, der nicht dazu gehört. Lustigerweise wird das nicht durch ihr Verhalten mir gegenüber deutlich – weil ich bin ja qualifiziert und, vor allem, stamme aus einem ERSTE-WELT-LAND (das erwähnen sie ziemlich oft hier). Nein, der wahre Charakter der Leute kommt zum Vorschein, wenn ich beobachte, wie sie sich unserem Büro-Personal gegenüber verhalten (da man davon ausgehen kann, dass diese "gewöhnliche" Leute aus einfachen Verhältnissen sind).
Ich hab nix gegen die (guten) Jungs und Mädels der Kategorie A; ich mag sie sogar richtig gern. Allerdings, manchmal schmerzt mir das Herz, wenn ich mich umschaue und sehe, wie das Täglich-Brot-Verdienen der übrigen, der MEISTEN Mexikaner funktioniert. Eine unglaubliche Masse an Leuten arbeitet auf der Strasse, d.h. an den Ampeln / in den Bussen als: Kaugummi-, Telefonkarten-, Eis-Verkäufer etc.; oder auf Märkten als: Piraten-CDs/DVDs-, Billigschmuck-, Keks-, Wasserverkäufer, oder am Straßenrand als: Taco-, Huarache-, Gordita-Verkäufer, oder fährt schreiend durch die Straße als: Tamales-, Eisenwaren-, Messer-, Chipsverkäufer, oder steht einfach nur da, den ganzen Tag, als Wachmann oder Parkplatzwächter. Ein Klempner oder Mechaniker kommt hier noch mit seinem Einsatzfahrzeug "Fahrrad" und einem verdreckten Beutel voller Werkzeug zur Arbeit. Und wie viel diese Leute verdienen... weiß ich nicht, aber ich werde mich mal kundig machen.
Was ich weiß:
Eine Putzfrau bekommt fuer einen Einsatz (ca. 2-3 Stunden): 100 Pesos
Ein Klempner** bekommt fuer einen Einsatz (ca. 1-2 Stunden): 200 Pesos
Der Stundenlohn einer Englischlehrerin an der öffentlichen Uni: 40 Pesos (!!!)
Das Monatsgehalt eines schlecht bis durchschnittlich bezahlten Büro-Angestellten: 4.000 Pesos
Das Monatsgehalt einer Absolventin bei General Motors: 14.000 Pesos.

Übrigens, unsere (eloquente) Putzfrau hat mal wieder gekündigt. Man sollte die Leute hier nicht zu sehr ins Herz schließen, da sie vielleicht schon einen Tag später nicht mehr hier arbeiten. Ha, wie bei Lorenzo!


*Chacha: Abwertender Ausdruck fuer "Muchacha", eine Haushaltshilfe, meist indigena
**An der Arbeitsmoral der Klempner hier koennte man aber auch noch ein wenig arbeiten. Seit EINER WOCHE funktioniert mein Warmwasser nicht. Ja, ich bin Ironwoman, mittlerweile. Ein Klempner war vor ein paar Wochen schon 2x wegen demselben Problem da. Jetzt wurde er wieder angerufen. Er, "klar, komme sofort, ahorita!" Er ist nie gekommen.

Montag, 27. Februar 2006

Heute früh hab ich mein erstes graues Haar gefunden.

Na superklasse. Nicht genug damit, dass die Höhensonne mein Gesicht verschrumpeln lässt wie einen alten Apfel in der Mikrowelle. Nein. Jetzt krieg ich auch noch graue Haare. Servus, Jugend. Es war schön. Ich sollte mich damit abfinden, dass es in meinem Leben jetzt definitiv zu spät ist für viele Dinge. Zum Beispiel kann ich nie, definitiv nie, Olympiasiegerin werden. Oder Rockstar. Verdammt.

Manu Chao, in Mexiko

Eine seltsame, aber nicht unwillkommene Reaktion meines Gehirns: wenn ich übermüdet bin, ist die Welt ein Spielplatz. Kennt ihr das?

Heute ist Samstag, und gestern war ich also auf dem Konzert von Manu Chao. Das war ein sehr cooler Abend! Nachmittags hatte ich noch Unterricht mit den Kindern. Ich habe sie das deutsche ABC auf die Melodie von "La Cucaracha" singen lassen --- könnt ihr euch ungefähr das Ergebnis vorstellen? Uh. Aber den Kindern hat's gefallen. Danach hat mich die Chefin zu Bosch gefahren – sie wohnt in der Nähe – und ich hatte brav meine Tasche zur Tarnung dabei, bin reingegangen, hab mich registriert, hab eine Runde gedreht, und bin wieder raus gegangen. So war der Plan. Auf der Straße hab ich Erick und seinen Kumpel Jonathan getroffen, wir haben Jennifer abgeholt, und dann sind wir losgefahren Richtung Mexiko. Mann, dieser Verkehr ist unvorstellbar – wir haben für 70 km geschlagene 3,5 Stunden gebraucht. Und das ist normal für Freitag Abend! Ich würde durchdrehen.
Um kurz vor 21:00 sind wir im Palacio de los deportes angekommen, und 2 Minuten später ist Manu Chao auf die Bühne gekommen – perfektes Timing. Und: zum ersten Mal in meinem Leben habe ich auf einem Konzert nicht nur Rücken und Bäuche gesehen! Wir hatten nämlich einen "Sitzplatz" auf der niedrigsten Tribüne, und von dort aus hatten wir einen perfekten Blick auf die Bühne, und auf das komplette Stadion- tobende Menschenmassen... Natürlich, und zum Glück, ist kein Mensch gesessen (im Gegenteil: die meisten Leute um uns rum wollten runter auf das "Feld" und sind einfach über den Zaun geklettert und lustig runter gesprungen); es war echt ein richtig gutes Konzert. Um halb 3 in der Früh waren wir wieder daheim, und ich war heilfroh, dass mein Samstag-07:00-früh- Schüler diesmal neben mir gesessen ist und gesagt hat, "Nee. Das ist zu früh morgen. Das lassen wir mal lieber." Ahh, danke!! Ausschlafen bis 8!
Seltsamerweise sind mir während des Konzerts unendlich viele Sachen durch den Kopf gegangen. Zum Beispiel: jetzt, wo sich meine Zeit in Mexiko dem Ende nähert, find ich es natürlich wieder ganz toll hier. Mir wurde bewusst, wie gut es mir eigentlich geht (mal abgesehen von ein paar "Kleinigkeiten"): ich lerne jeden Tag neue Sachen, meine Arbeit ist entspannt und macht Spass, und ich kann tun und lassen, was ich will. Werde ich irgendwann in meinem Leben wieder diese Freiheit haben, die ich jetzt fühle? Wahrscheinlich nicht. Das dachte ich mir, als ich diese Tausende von Menschen im Lichtermeer beobachtet habe.
Und, interessanterweise: Genau an der Stelle, als Manu Chao sich die mexikanische Flagge um den Hals gelegt hat, hatte ich das dringende Bedürfnis, etwas Positives über Mexiko zu schreiben. Also, im Ernst: ich würde mir auch die mexikanische Flagge um den Hals hängen. Ehrlich. Mexiko ist ein wunderschönes Land, vollgestopft mit verschiedenen Kulturen, die einen an allen Ecken und Enden auf unterschiedlichste Weise begegnen: hier eine Pyramide, dort ein Name auf Náhuatl, etc etc ... ganz zu Schweigen von der Natur....und ihre Sprache, ich mag den mexikanischen Akzent tausendmal lieber als das spanische Spanisch.. Und: die Menschen, ihre Geschichte. Es stimmt, es gibt unendlich viele Sachen, die mich stören – ärgern - in den Wahnsinn treiben, oder die ich schlicht nicht verstehe. Aber vielleicht hab ich in den letzten Monaten ein bisschen deren gute Seite vergessen: sie sind offen, freundlich, lebendig, humorvoll, hilfsbereit... meine Schüler, zum Beispiel, mag ich (mit der Ausnahme des Schafs) alle. Sie machen halt einfach viele Sachen anders als wir. Und wenn ich irgendwann später, irgendwo auf der Welt, einem Mexikaner begegne, werde ich fröhlich auf ihn zulaufen und voller Wehmut sein.
So. Ich weiß nicht, warum mir dieses Zeug gerade auf dem Konzert gestern durch den Kopf gegangen ist. Wahrscheinlich Massenhysterie, ist ja immer voll ansteckend, sowas.

Freitag, 24. Februar 2006

Interessante Assoziationen erweckt bayerische Musik bei meinen Schülerchen

Letzte Woche hab ich meiner Samstagsgruppe eine Instrumental-Version von "In Muenchen steht ein Hofbraeuhaus" vorgespielt, und sie sollten ihre Assoziationen aufschreiben. Ergebnis:

Viele Leute ist in der Park, dann eins Orchester mit typische Kleidung. Das Orchester ist auf der Kiosk, die Leute gegen und essen Einige Leute tanzen, andere Bier trinken. In das Centrum ist alles Party und die Kindern habt Luftballons

Viele Leute tanzen auf dem Feld. Die verliebte junge Leute unterhalten als die Eltern tanzen und können sie nicht sehen. Kleine Kinder lachen und spielen. Einige neugierige Kühe schauen den Tanz. Alle sind sehr froh, nur die Musiker sind ein bißchen müde. Sie denken am einem kalten Bier.

Es gibt eine Krieg. Es ist eine frölich nacht weil die (saldados) hat gewinnen eine wichtige (batalla)
Die ganze (soldados) sind in eine elegant und große zimmer, sie tanzen mit frauen und sie trinken chanpagner

Es gibt ein traditionelle tanz wie "vals" ins zentrum für Alteleute. Sie tragen elegant Kleidung. Die tanz ist für eine feier des Dorfes.

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Weitere brandaktuelle Neuigkeiten des Tages:

Meine Zehe ist fast wieder ok - nachdem mir der Chauffeur (!!) einer Schuelerin Voltaren gekauft hat. Ja, das ist mein Klientel. Chauffeur.

Heut fahr ich nach Mexiko aufs Manu Chao - Konzert! Mit meinem neuen Bosch-Schueler, und zwar heimlich: statt Deutschunterricht. Unerlaubt, fuer ihn. Hurra!

Gestern hab ich mich nach Monaten mal wieder mit Pau, Bety und Beto getroffen (plus ein hyperaktives hysterisches Maedel, aber die moechte ich lieber vergessen); das war nett und wirklich lustig, und wir haben mal wieder tausende Plaene gemacht, was wir noch alles Tolles gemeinsam unternehmen. Wir wissen alle, das nichts davon verwirklicht wird.

Ahh ja, noch eine komische (nervtoetende) Sache: hier fahren staendig Autos mit Megaphonen auf dem Dach langsam, schleichend, quaelend, in Schritt-Tempo durch die Strassen und verbreiten LAUTSTARK irgendwelche Botschaften (WIE JETZT GERADE, ICH LAUF GLEICH RAUS UND BESCHIMPFE SIE), plus Hintergrund-Reggaeton. Warum? Warum? Ich versteh das nicht. Es rauscht so stark, dass es eh keine Sau versteht, aber hauptsache LAUT.

Uebrigens ist es mittlerweile ab 10:00 richtig warm, immer Sonne, und ich hab angenehm wenig zu tun. Macht eigentlich doch wieder Spass, hier..

Donnerstag, 23. Februar 2006

Eine Ode an das Wechselgeld

In Mexiko scheint chronischer Mangel an Münzen zu herrschen. Ohne Schmarrn. Das Mädel im Internet-Cafe schreit, "hijole"!, wenn ich mit einem 100-Pesos-Schein (8 Euro) zahlen will. Die Alte im Lebensmittel-Laden weigert sich, einen 200-Pesos-Schein anzunehmen. Die Frau im Copy-Shop sagt, ich soll morgen wieder kommen, wenn ich mit einem 50er zahlen will. Der Taxi-Fahrer rumpelt auf die Straße und hält Autos an, weil er keinen 100er wechseln kann. Die Dame der Wäscherei geht rüber zum Schreibwarenladen, wenn ich mit einem 100er zahle. Nicht ohne vorheriges Klagen und Schreien, versteht sich. Mann. 500-Pesos-Scheine (42 Euro) sind auf der Straße praktisch wertlos, weil sie keiner annimmt – zu krass hoher Wert. Die einzige Möglichkeit, diesen Schein loszuwerden, ist bei SuperCompras einzukaufen. Dann schicken sie eines der Hippi-Aushilfsmädele los zum Wechseln. Ich stehe an der Kasse und trommle mit den Fingern auf das Laufband, während das Hippi-Aushilfsmädele auf einen kleinen Schwatz mit jedem Kerl, dem sie begegnet, anhält, bevor sie irgendwann nach 10 Minuten mit dem Wechselgeld wieder kommt. Komisch ist das.

Der Beschiss lauert an jedem Eck

Lustig, dass ich gerade noch über den "leisen, freundlichen Mann" unserer Stamm-cocina geschrieben habe. Wie gesagt, weiß er ja schon, dass uns diese Memory-Stick-Paste namens atte nicht schmeckt.

Gestern, 13:00 Vicente Guerrero Ecke Carranza. Wir essen gemütlich. Der Gute fragt uns wie immer schön-scheinheilig, "Nachspeise?" – Wir: "Was gibt's denn?" – Er: "Atte!!" Wir lehnen dankend ab; er rechnet damit. Ich denke noch, komisch, in der letzten Zeit gibt's dieses braune Zeug schon ganz schön häufig. Plötzlich sehe ich, wie er auf den Nachbartisch zwei leckere Stücke Amaranto legt! Er weiß genau, dass uns das schmeckt, die Sau!! Da das bereits das zweite Mal ist, dass er uns atte andrehen will, während alle anderen was Gutes kriegen, übermannt uns die Erkenntnis:
Was für ein kläglicher Versuch, 3 Pesos an uns zu sparen!! Er bietet uns, und nur uns, jedes Mal dieses ekelhafte atte an, weil er weiß, dass wir es ablehnen. Ich fasse es nicht. Na warte. Ich werde das Zeug jetzt batzenweise in meiner Tasche heimtragen, Alter.

Diese Geschichte ist SO TYPISCH für Mexiko! An jedem Eck und Ende wollen sie einen übers Ohr hauen, und nicht nur die Ausländer. Jeder versucht, möglichst gut davon zu kommen, und rammt seinem Mitmenschen dabei freundlich lächelnd den Ellenbogen in den Bauch. Hauptsache, allerdings, dass das Gesicht schön gewahrt wird: der äußere Schein ist alles. Die Leute lügen sich bei jeder Kleinigkeit ins Gesicht, jeder weiß es, jeder akzeptiert es. Immer noch besser, als die Wahrheit zu sagen; die können sie nämlich ganz schlecht vertragen. Ein banales Beispiel: zwei Leute haben mit einander Unterricht, aber sie würden offensichtlich getrennt schneller vorankommen. Einer beschließt, Einzelunterricht zu nehmen. Dem "typischen" Mexikaner waere es definitiv lieber, angelogen zu werden mit einer fadenscheinigen Ausrede, statt die Wahrheit zu hören: ich lerne alleine schneller. Das ist doch bescheuert, oder? Das "Lügen, um den Schein zu wahren" ist hier Teil der Kultur.

Tschuldigung. Jetzt hab ich schon wieder abgelaestert.

Mittwoch, 22. Februar 2006

Unser ueblicher Blick beim Mittagessen



In dieser cocina economica sitzen wir ungefaehr taeglich. Fuer 25 Pesos gibt es hier agua de fruta (Wasser mit irgendeiner Frucht drin plus 10 Liter Zucker), Linsen- oder Nudelsuppe, Reis, ein Hauptgericht (Huhn gruen, Huhn rot, Huhn mit einer Kartoffel, etc.) und eine Nachspeise: Wackelpudding, Milchreis, oder eine komische braune, harte, suesse Paste in Form eines Memory-Sticks. Einmal haben wir das probiert, aber es war zu ekelhaft- wir konnten es nicht essen. Haben es "so unauffaellig wie moeglich" in Servietten eingewickelt, zu einem festen Batzen zusammen gedrueckt und in unserer Tasche verschwinden lassen.
Seitdem zeigt der scheue, freundliche Mann uns immer wortlos seine Nachspeise und wartet auf unsere werte Zustimmung ...

Ich wuenschte, ich koennte ausfuehrlicher ueber die wirklich interessanten Dinge berichten

Leider verbietet mir meine Ethik, gewisse Sachen hier, die die Schule betreffen, im Detail zu elaborieren, dabei wuerde ich so gerne! Wahrscheinlich werde ich sowieso schon in der Hoelle dafuer schmoren, dass ich seit Monaten bruehwarm Geschichten ueber alle moeglichen Leute ins Internet stelle, ohne dass sie davon wissen. Na, egal.
Also, in der Schule geht es im Moment wirklich drunter und drueber. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Wut, ehrlich gesagt. Hier haeufen sich, seit ich gekommen bin, die Probleme derart an, dass es mir direkt unheimlich ist. Und die Schule kann zum Teil gar nix dafuer. Das erste Problem ist, dass unsere Stundenplaene konstant durcheinander gewirbelt werden wie Sand im Wind. Das nervt uns Lehrer gewaltig, und die Schueler natuerlich genauso. Ich hab Jo und Gregory verloren... Kerstin hat erzaehlt, dass der Kleine gestern die ganze Stunde unansprechbar war vor Trauer, dass ich nicht mehr seine Lehrerin bin. Und vor allem "duerfen" wir den Schuelern nichts davon sagen, damit sie weiterhin schoen brav kommen. Find ich eine bisschen zweifelhafte Politik.
Aber das groesste Problem ist das Personal; jeder erweist sich mit der Zeit als Griff ins Klo, das ist ja schlimm hier. Zuerst die Sekretaerin, die die Schule beklaut hat. Dann die Putzfrau, die einfach nicht mehr kommt, ohne einen Ton zu sagen. Dann der Officemanager, der sich als Alkoholiker entpuppt und staendig schwankend und stinkend im Buero auftaucht und die Schueler verschreckt. Dazu noch ein paar andere dumme Geschichten, einen Buchhalter, der nur Mist macht (und stinkt), zwei neue Buero-Tussis, die alle Zeiten durcheinander bringen und die Schueler regelmaessig zur falschen Zeit herbestellen, eine neue schreiende Frau, bei der ich bis heute nicht weiss, was eigentlich ihre Aufgabe ist, etc etc... das mit der Selbstaendigkeit birgt doch ganz schoene Risiken...
Zumindest ist die neue Putzfrau uebereifrig. Sprueht irr Ueberdosen von Raumspray in die Klassenzimmer, so dass die giftigen Daempfe quasi unsere Schleimhaeute verbrennen. Anscheinend merkt sie, dass sie mich WAHNSINNIG macht; sie setzt alles daran, so viel wie moeglich mit mir zu reden. WAS DIE SACHE NICHT BESSER MACHT. Profesora Susan, gehts eahna scho gut oder? Hams heit scho frueh aufstehn mussn. Schauns, grad hab ich die Kueche wieder sauber gmacht. Jetzt blitzts wiada. Sauber, gell. Sauber!
Wenn sie merkt, dass ich kurz davor bin sie anzuspringen und ihr die Augen auszukratzen, sagt sie, mei, heit schauns aber wieder guat aus. Schauns, heit hob i eahna was zum Essen mitgebracht. Ein Tamal, fuer Sie, profesora.

Montag, 20. Februar 2006

Schmetterlingsbaeume


Schmetterlinge / La Peña / und das abrupte Ende meiner viel versprechenden Laeuferkarriere

Servus. Leider hab ich es gerade super eilig; bin grad wieder pausenlos damit beschaeftigt mich um unser kleines Problemkindchen zu kuemmern. Aber lieber Wochenende:
War mit Jo plus Familie plus Kerstin in einem Wald zum Schmetterlinge anschaun. Klingt komisch, ist aber so. Es gibt einen Abschnitt im Wald Richtung Valle de Bravo, da sind von November bis April Schmetterlinge. Millionen Schmetterlinge! Der absolute Wahnsinn!! Die Schmetterlinge fliegen von Kanada hierher (lockere 3.500 km), um zu ueberwintern, Kinderchen zu kriegen und dann in Ruhe zu sterben. Wir sind auf Pferden (hurra! Reiten!) dahin geritten, und was ich da an Schmetterlingen gesehen hab ist unvorstellbar. Die haengen an Trauben an den Baeumen, und zwar in solchen Massen, dass man die einzelnen Tiere gar nicht mehr ausmachen kann. Auf dem Foto kann man es wahrscheinlich ueberhaupt nicht erkennen, aber das Traubenartige sind wirklich Schmetterlinge !
Danach sind wir nach Valle gefahren, Sommerstimmung, voll warm, wir sind auf die Peña geklettert (ein Steinhaufen auf einem Berg, schoene Aussicht), und die dumme Susanne ist ausgerutscht und hat sich ihre Zehe gebrochen. Ich behaupte zumindest, dass sie gebrochen ist, weil es WEH TUT und sie ist BLAU wie die Nacht finster und so dick wie meine Hand. Naja, fast. Sagen wir, so dick wie meine Nase. OK, ich lasse die Vergleiche lieber. Jedenfalls aergere ich mich, dass ich schlurfe wie der boese Kettensaegenmoerder in einem bloeden Horrorfilm, und dass meine so gluecklich und vielversprechend begonnene Laeuferkarriere so frueh ein jaehes Ende nehmen muss ...............

Freitag, 17. Februar 2006

Pulque II - Oh Gott, wenn es doch bloß Spucke gewesen wäre ...

You learn something new – every day. Harr harr – das hab ich gemerkt. Also, passt auf:
Ich war ja, wie gesagt, Mittwoch Abend mit meiner lustigen Gruppe Kaffee trinken. Erzähle ihnen fröhlich: "Hey, gestern hab ich endlich mal Pulque probiert." Entsetzte Blicke. Schweigen. Dann, zögerlich: "Eh, weißt du, wie das hergestellt wird?" - Ich, immer noch fröhlich: "Ja ja, ich weiß, die spucken da rein. Nicht so schlimm." - - "Susanne, du wirst dir gleich wünschen dass sie nur reinspucken würden..."

... Na, was glaubt ihr? Was ist drin, das "natürlich" ist und ekliger, viel viiiiiiel ekliger als Spucke?

Eine meiner Schülerinnen ist Chemie-Ingenieurin; sie hat mir erklärt, dass man zur schnellen Fermentierung Sauerstoff braucht. Und am meisten Sauerstoff kommt rein, indem man klitzekleine Lebewesen hinzugibt.
Aber, keine Lebewesen, die so groß wären wie Würmer oder so.

Und, eine Idee?

Eine Masse, in der es von kleinen Lebewesen nur so wimmelt.
Eine Masse, die von Menschen produziert wird.
Täglich.
Wenn alles gut läuft mit der Verdauung.

Richtig !! In den Pulque, der ja komischerweise sehr billig ist, nur in Dörfern hergestellt wird und von den ärmsten Leuten getrunken wird, kommt SCHEISSE rein. Die Scheiße wird in einem kleinen Beutel in die Flüssigkeit gelegt, und dann fermentiert das ganze wie Sau.

Hurra! Endlich(und nach den weiteren Ereignissen dieses Tages gleich doppelt) kann ich sagen:
Am 14.Februar 2006 hab ich in Mexiko Scheiße gefressen.

Ich bin BOSCH und sonstige Veränderungen

Also, hier muss man wirklich flexibel sein. In der Schule geht es eh grad drunter und drüber: wir haben 2 neue Sekretärinnen, und eine neue Putzfrau. (Die mich übrigens voll nervt. "Na, maestra, Frühstück? Na, maestra, schon spät? Na, maestra, Wäsche holen? Na, maestra, Unterricht?" Halt einfach die Klappe und mach deine Arbeit. Oh, ich werde zusehends ungeduldiger.)
An besagtem schicksalsträchtigen Dienstag, dem 14.Februar, habe ich nicht nur in doppeltem Sinne Scheiße gefressen (Entschuldigung, aber ich musste es noch mal kurz erwähnen), mein ganzer Stundenplan ist auch komplett verändert worden. Nicht nur meiner; alle Deutsch-Schüler sind praktisch in einen großen Topf geworfen, geschüttelt und neu verteilt worden. Ergebnis: für mich gibt es drei bahnbrechende Änderungen:
a) ich hab die kleine Tania nicht mehr, und konnte mich nicht mal von ihr verabschieden. Schade.
b) Hallelujah!! Ich bin tatsächlich die "wir lernen eh kein Deutsch aber Susanne spielt für uns den Pausenclown" – Gruppe los! Das ich das noch erleben darf... es ist ein Wunder. Ich bin wirklich dankbar. Eigentlich sollte Kerstin die Gruppe übernehmen, aber sie hat sich standhaft geweigert. Jetzt muss Claudia den Pausenclown spielen.
c) Dafür muss ich jetzt TÄGLICH, das heißt Montag bis Samstag, zu Bosch. Und das ist ungefähr am A... der Welt; das heißt, ich verbringe ab sofort lustige 9 Stunden pro Woche im Bus. Und muss auch noch rasen wie irr, weil ich sowohl davor als auch danach anderen Unterricht hab. Und Samstags um 07:00, aber da kommt er her. Aber hey, dafür bin ich das Schaf los!
Also, unterm Strich passt mir das ganz gut so.
Bei Bosch ist es lustig: Mein Schüler (nur einer) ist 24, ganz süß und sehr witzig. Natürlich hat er mir bereits, nachdem er mich ca. 45 Minuten kannte, von verschiedensten psychologischen Problemen erzählt. (WAS HABE ICH AN MIR, dass alle Leute sofort denken, hey, bei der lass ich mal meine ganze Scheiße ab? WAS??)
Absurd sind aber die Fabrikhallen: am Boden gibt es verschiedene Markierungen, und man darf bitte nur INNERHALB der Markierungen laufen, und diese keinstesfalls übertreten. Oh Heimatland. Natürlich laufe ich mit Absicht neben denselben.
Ich denke mal, von Bosch werde ich noch viele lustige Sachen erzählen können. Heut Abend ist übrigens eine Feier von Bosch. Geh ich mal hin.

Was sonst noch passiert ist:
- Mittwoch Abend war ich mit Carlos, Mauro und Hector Fußball anschaun: Mexiko gegen Korea. Dieses dämliche Tor gegen Mexiko war ihnen ziemlich peinlich. Das war aber ein lustiger Abend. Hector weiß alles über Fußball und ALLES über sämtliche deutsche Spieler, vor allem über den FC Bayern, hurra. Er hat übrigens wegen Oliver Bierhoff angefangen, Deutsch zu lernen. Das ist schön, oder?

- Diese Woche war ich drei Mal laufen. Anscheinend werde ich schneller; ich werde auch schon deutlich seltener überholt. Gestern dann hat mich quasi jemand herausgefordert: er war ca. 2 Schritte hinter mir, ist mir also praktisch im Nacken gehangen. Ich hab mir gedacht, vergiss es, du überholst mich nicht. Nicht – jetzt - ... bin gelaufen wie eine Blöde, in Etwa doppelt so schnell wie normalerweise, und nach 3 Runden wär ich beinah kollabiert und hab aufgegeben. Er zieht locker an mir vorbei und ich sehe den Aufdruck seines T-Shirts: "Finalista 2005 San Mateo xy". Ahrgg.. lieber sich nicht mit Finalisten anlegen. Immerhin haben wir gleichzeitig aufgehört, und als ich quasi aus dem Park gerobbt bin, fragt er mich scheinheilig: na, wie viele Runden bist gelaufen, 10 vielleicht? – Also, ich 11." (Anm: es waren 7.)

- Gestern hat mein neuer Lieblingsschüler von Bosch abgesagt, und ich bin mit zu Jozelma gefahren. Hab mit ihrem Hund gespielt (Cleo, Labrador), mit Gregory Englisch-Hausaufgaben gemacht und Federball gespielt. Schön war das. Abends sind wir brasilianisch Essen gegangen: Churrasco (Buffet, und aufmerksame Männer bringen kontinuierlich verschiedene Fleischspieße an den Tisch), sehr lecker. Ich mag diese Familie, und es hat echt gut getan, mal wieder ein bisschen abgelenkt zu sein. Traurig, aber wahr: Mittlerweile gibt es keinen einzigen Mexikaner mehr, dem ich wirklich vertraue.

Mittwoch, 15. Februar 2006

Der Schauplatz des Pulque

Kein Wunder, dass es Pulque nicht im Supermarkt gibt, wenn man zur Herstellung reinspucken muss

So verkaufen sie einem in Mexiko den Valentinsgruß:
"I jus can't take out of my mind. I luv Valentine Happy Every day's Valentine since you're mine. Without you there's Happy Valentine Guess what? I luv cha happy Valentine jus can't take out of mind."
Na Servus. Und, habt ihr schön Blumen gekriegt? Ich hab Mandeln und Schoki gekriegt, und heut geh ich mit meiner Jungs-Gruppe essen. A propos Essen, die Schüler scheinen mich aus irgendeinem Grund füttern zu wollen. Cynthia bringt mir selbstgemachten Milchreis mit, Elvira "deutsches" Brot, und Andrea hat mir tatsächlich eines Samstags selbstgekochtes EISBEIN MIT SAUERKRAUT UND SENF vorbei gebracht!!! Ganz schön nett, find ich das! (Stellt sich nur die Frage, ob sie a) wollen, dass ich nicht vom Fleisch falle, oder b) sich denken, "man sieht ja, dass Essen ein großes Hobby unserer Lehrerin ist. Na ja, wie dem auch sei.)
Um beim Thema Nahrungs- und Getränkeaufnahme zu bleiben:
Gestern habe ich mal wieder eine "mexikanische Spezialität" probiert: PULQUE. Es handelt sich um den Saft des Magey – der Magey ist eine kaktusartige Pflanze und sieht in Etwa aus wie eine Algarve -, angereichert mit wahlweise Ananas, Guayaba, Erdnuss oder sonstigem natürlichen Geschmacksverstärker. Der Gag des Pulque ist nun folgender: Er fermentiert. Und zwar ganz schön heftig. Heißt also: ich nehme unschuldig ein nahrhaftes natürliches – und billiges - Getränk "ohne Alkohol" zu mir und merke gar nicht, dass ich mich betrinke. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Mexikaner das extrem cool finden. Pulque hat nur einen kleinen Nachteil: er schmeckt extrem schlecht und riecht ekelhaft, nach verfaultem Blumenwasser ungefähr. Aber mei, man muss ja nicht dran riechen.
Bin also gestern mit Kerstin und ein paar Schülerchen in ein Dorf gefahren, und zwischen alten Bauernhöfen, leerstehenden Rohbauten und streunenden Hunden biegen wir mal ab in einen dreckigen Hinterhof und finden eine Holztür – kein Hinweisschild, kein Laden, nichts – (klar: is ja auch illegal) – und in einem kleinen Raum steht eine uralte, froh grinsende Frau mit zwei Fässern Pulque und einem Mixer. Ein Liter kostet 0,80 EUR. Ich hab einen halben getrunken. BÄÄ!! Gesund hin oder her, wieso trinken die Leute nicht einfach Bier?
Na ja. Die Legende geht, dass in den Dörfern, in denen Pulque hergestellt wird, die meisten Kinder geboren werden.
Und eine andere Legende geht: Um den Pflanzensaft zum Fermentieren zu bringen, muss der Hersteller reinspucken. Super. Ich hab also gestern ungefähr 0,2l Spucke einer hundertjährigen Frau getrunken.

Sonnnenuntergang und Hund auf Dach in Querétaro

Montag, 13. Februar 2006

Folge 277: Warum wohne ich nicht in ... - ... heute: Querétaro

Einmal wieder beende ich das Wochenende mit etwas Wehmut und der Gewissheit: Mexiko hat echt viele schöne Orte.
Aber ich sollte damit anfangen, mich zu freuen. Zum Beispiel darüber, dass ich wieder in meinem warmen Bettchen schlafen kann. Das "Wochenende" hat nämlich folgendermaßen angefangen: Samstag, 06:40 früh. Susanne verlässt ihr Zimmer, hält kurz inne um sich der zwitschernden Vögelchen zu erfreuen, trottet verschlafen die Eisentreppe herunter, stoppt vor der Haustür des zweiten Hauses um den Schlüssel aus der Hosentasche zu ziehen und — hält inne. Er ist nicht da. Panik kriecht ihr den Hals hoch. Wo – ist – der – Schlüssel...? WO?? Langsam dreht sie sich um und sieht gerade noch einen großen Schatten über ihr, ein Schlag, dann wird alles schwarz.

Nein Schmarrn. Aber, wie ein Schlag trifft mich die Erkenntnis: Scheiße, der Schlüsselbund hängt noch im Zimmer. Zum ersten Mal seit dem 06.September habe ich meinen Schlüssel eingesperrt! Ich stehe also in Dunkelheit und Kälte vor verschlossenen Türen, keine Sau da, und mein erster Gedanke ist:

Wo, bitte, krieg ich jetzt einen Kaffee her?

Schon komisch, wo in Notsituationen die Prioritäten liegen. Naja, ich hatte Glück, Norbert ist bald gekommen und ich hab zumindest noch Kaffee trinken können, bevor ich meine obligatorische halbe Stunde auf das Schaf gewartet hab. Ich dachte eigentlich, dass es keinen Ersatzschlüssel in der Schule gibt, und hab mir schon verschiedenste Einbrech-Methoden überlegt - aber es gibt doch einen, wie sich rausgestellt hat. Gottseidank.
Dann haben wir nämlich gleich nach der Schule nach Santiago de Querétaro aufbrechen können, Kerstin, ein anderes deutsches Mädel namens Anette, und ich.
Drei Stunden später sind wir angekommen, zur perfekten Abenddämmerung, und sind in ein lustiges Hostal eingecheckt. Eine schöne Dachterrasse hat das, und lustig ist es deswegen: der verplante Typ an der "Rezeption" gibt mir einen Schlüssel. Später versuche ich, unsere Tür zuzusperren, geht nicht. Gehe also wieder runter und sage, "schuldigung, muss der falsche Schlüssel sein." Er, "was?" Ich, "ja, der der passt nicht in unsere Zimmertür". Daraufhin schaut er mich an, als ob ich ihn gefragt hätte, wo der Pool ist oder ähnliches, und sagt: "Aber nein. Der Schlüssel ist für die Eingangstüre. Wir sperren hier die Zimmer nicht zu. Wir sind doch unter uns. Sonst müsste ich ja für jedes Zimmer mehrere Schlüssel haben, du weißt schon, weil ja mehrere Betten drin stehen." Ich, "ne, is klar. Ich versteh. Aber- wie kommen wir dann wieder in unsere Zimmer, bitte? Wenn es keinen Schlüssel gibt?" Er (leicht ungeduldig): "na, durchs Fenster natürlich. Vom offenen Fenster aus kann man das Türschloss innen erreichen." Ach so! Ich Dumme! Wie konnten wir auch so doof sein und glauben, man würde die Zimmer aufsperren.
Lustig wär allerdings gewesen, wenn ich nicht nachgefragt hätte. Dann hätten wir nämlich das Fenster zugemacht, die Tür zugezogen, und wären nie wieder reingekommen (und wir waren die einzigen im Hostel). Naja, immer nachfragen in Mexiko. Das hilft.

Wir sind dann also in die Stadt gegangen, in diese wunderschöne, alte und geschichtsträchtige, belebte Stadt mit einem Flair wie Südspanien, oder Florenz, oder der Regensburger Haidplatz im Sommer. Die Häuser sind ockergelb oder rostrot, alle paar Meter gibt es eine Plaza mit Brunnen und Statuen, daneben eine alte Kirche oder einen "Tempel", dazwischen Fußgängerzonen mit Cafes und kleinen Ständen. Ich will da wohnen !!! Die Atmosphäre dieser Stadt ist dermaßen anders wie hier in Toluca, das kann ich gar nicht beschreiben. Die Straßen waren voll, abends und tagsüber, die Stimmung belebt und munter. Nicht wie in Toluca diese "ich muss mit meiner Sauerstoffmaske über die Schnellstraße und wenn ich um 21.00 Uhr noch auf der Strasse bin, beißen mich Hunde".
Querétaro ist eine der neun mexikanischen Städte, die zum Weltkulturerbe erklärt wurden, zudem eine der saubersten Städte Mexikos, und voller Studenten. Es gibt einen Aquädukt, der das Stadtbild von oben beherrscht, und an allen Ecken und Enden Museen und Statuen der "Insurgentes". Die Insurgentes waren eine Gruppe von Leuten, die im September 1810 eine Verschwörung gegen die Spanier angezettelt haben, den Unabhängigkeitskrieg begonnen und so die mexikanische Unabhängigkeit erkämpft haben: Vorne der Priester Hidalgo, weiterhin Guerrero, Juárez, Morelos, etc. (jedem dieser Jungs sind in jeder Stadt mindestens zwei Strassen und Plätze gewidmet; so kann man sich die Namen leicht merken). Genau diese Verschwörung hat in Querétaro ihren Anfang genommen, und zwar durch die bärtige, aber hochverehrte Dame Dona Josefa Ortiz, die "Corregidora" (die Frau des Bezirksverwalters). Man traf sich nämlich in ihrem Haus, und als das aufkam, wurde sie eingesperrt. Die Legende geht jedoch, dass sie einem gewissen Herrn Ignacio Pérez durchs Schlüsselloch sagen konnte, dass die Verschwörung in Gefahr ist. Der Gute hat diese Botschaft sogleich zu Hidalgo weiter geleitet, der dann am 16.September den berühmten "grito" (Schrei) losgelassen und somit den Unabhängigkeitskrieg begonnen hat.

Aber Schluss mit Geschichte. Wir haben uns abends mit Gersain getroffen, einer meiner Samstagsschüler, der aus Toluca ist, aber in Querétaro studiert. Sind mit ihm und seiner Freundin essen gegangen, und danach noch in eine irische Kneipe. Eine irische Kneipe! Eine echte! Münchner Bier, europäische Musik, später Live-Musik, und lustige Leute. So eine Freude. So was hab ich schon lang nicht mehr gesehen. Das war schön. Endlich mal keine Plastik-Tische, Taco-Grills und Nortena-Musik als Abendunterhaltung.
Am Sonntag waren wir schon um 09:00 in der Stadt (ungeduscht, weil Wasser saukalt. Typisch Europäer, duschen nie.) und haben bis halb 10 eine schon geöffnete Frühstückslocation gesucht. Letztendlich haben wir den Jungs der Italian Coffee Company den Tag versaut, weil sie nämlich noch keine Lust hatten mit der Arbeit anzufangen. Wir sind reingekommen (nach demütigem Bitten), nach uns ein Asiatenpärchen, und dann haben sie postwendend die Tür wieder zugesperrt. 5 Gäste am Sonntag früh reicht anscheinend. Diese Arschruhe (entschuldigung), die diese Leute hier manchmal haben, macht mich mitunter so aggressiv, dass ich schreien möchte. AAAAAHRR! (typisch deutsch. Ungeduldig, und regen sich über jeden Scheiß auf).
Wir sind den ganzen Tag durch die Stadt gelaufen, in der Sonne gesessen, haben Kirchen angeschaut, eine kleine Stadtrundfahrt gemacht, sind ins Kunstmuseum gegangen und haben Eis gegessen. Schön war das. Querétaro ist weltklasse.

Donnerstag, 9. Februar 2006

Meine Wir lernen eh nie Deutsch aber Susanne spielt fuer uns den Pausenclown - Gruppe

Sie sind wirklich nett! Ich mag sie alle! Trotzdem treiben sie mich vier Stunden pro Woche schlicht in den Wahnsinn. Sie koennen nix - das alleine waer ja noch nicht schlimm - aber sie sprechen einfach nicht. Nichts! Eher bringe ich unsere Kuecheneidechse zum Sprechen als diese Leute. Also springe ich immer lustig vor der Tafel rum und erzaehle mir Witzchen, um nicht einzuschlafen.. wenn ich nicht mehr mag, lasse ich sie was schreiben. Ergebnis: DAS HIER:

1. Bitte, visualisiert folgende Beschreibung:
In das Foto habe eine Mann. Er habe das grossen Auge, der kleiner mund, die lange augenbraue und habe hassliche Hands

2. Erschuetternde Einsichten einer Ehefrau:
Ashton und Demi Moore
Sie ist alter Frau fuer Ashton
Er ist junger und gutter sehen aus
Sie sind viel schoenen, aber ich denke:
die Ehepaar haben aehnlich alter, weil es ist schoen zugrunde gehen.

Montag, 6. Februar 2006

Teotihuacán – Stadt der Götter

Und gleich wieder die obligatorische Frage: Wie war euer Wochenende?
Meins war endlich mal wieder echt gut. Am Freitag bin ich seit Langem mal wieder weg gegangen, und zwar mit Kerstin, Rodrigo, Chipi und Miguel; Schüler von Kerstin und deren Freunde. Die könnten zwar ungefähr unsere Söhne sein, aber sie sind lustig. Trinken zuviel und fahren nebenbei Auto, aber das machen hier ja alle. Bin also gegen 2 von einem Antro mit dem schönen Namen "Mantra" zurück gekommen, um am Samstag früh mal wieder von 07:00 bis 08:00 auf das blöde Schaf zu warten. Sie kommt postwendend eine Stunde zu spät!! Ich kann sie nicht ausstehen. Das ist meine einzige Schülerin, die mir leicht zuwider ist (und ich glaube – und hoffe eigentlich – dass sie das weiß).
Samstag nach der Arbeit hab ich im Groben nur noch geschlafen und gegessen (übrigens: Fisch. Ich habe FISCH gegessen!! Das war eigentlich lustig: Ich war in einer Art Fisch- und Meeresfrüchte – Restaurant und hab dem Kellner als ersten Satz gesagt: "Hallo. Ich kann Fisch nicht leiden." Habe einen "Fisch, der soviel wie möglich nach Huhn schmeckt", bestellt. Könnt ihr euch den Blick des Kellners ungefähr vorstellen? Hab nur vergessen zu sagen, dass er nach Möglichkeit auch nach Huhn aussehen soll ... Augen und Schwanzflosse auf meinem Teller kann ich wirklich nicht leiden. Na, Schwamm drüber. Soll ja gesund sein.)

Sonntag war ich dann ENDLICH! in Teotihuacán. Nachdem ich schon wochenlang darüber geredet hab. Zugegebenermaßen ist der Weg dorthin eine kleine Odyssee: Wir (Kerstin, Sergio und ich) sind um 08:00 losgefahren und haben geschlagene vier Stunden für approximative 120 km gebraucht. Erst nach México. Dann mit der Metro durch die ganze Stadt. Dann am beschissensten Terminal der Welt aussteigen. In der Früh um 10 geht's da folgendermaßen ab: Schwüle Luft, Plastikplanen aufgespannt, verschiedenste Stände aneinander gereiht, von jedem kommt eine andere extrem laute Salsa-, Nortena-, Reggaeton- oder sonstige Musik, was sich zu einer ganz wunderbaren Mixtur vereint. Dazu das Geschrei von "blabla a 10 Pesooo", blinkendes Plastikzeug, Uhren Kaugummis Batterien Tacos Softdrinks Unterhosen hier wird alles verkauft. Hektische Menschenmassen schieben sich hin und her, Pissepfützen auf dem Boden, es stinkt nach Klo plus verbranntem Fleisch, verpesteter Luft und Schweiß. Nachdem wir ca. einen Kilometer in die falsche Richtung gerannt sind und am letzten Ende irgendwann den richtigen Bus gefunden haben, war ich soweit, den Busfahrer umzubringen, der noch lockere 20 Minuten "gibt noch Plätzeee" schreit (es war noch ein Platz frei im Bus), bevor wir endlich losgefahren sind.
Die Busfahrt dann Richtung Norden war ganz schön traurig, weil ich zum ersten Mal durch eine extrem krasse Gegend gefahren bin – von Toluca aus kommt man nämlich durch Santa Fe nach México, ein reiches Viertel, das keinen ganz realistischen ersten Eindruck der Stadt verleiht. In jede andere Richtung dagegen fährt man erst mal durch Slums. Staubige Straßen, Steinhäuser (wenn ueberhaupt), die so groß sind wie ein Klo und schlimmer aussehen, mit einer schiefen Wäscheleine daneben gespannt, direkt neben vierspurigen Straßen und irgendwelchen Fabriken; an den Mauern die obligatorische mit Farbe aufgesprühte Praesidenten - Wahlwerbung mit Slogans wie "meine Priorität sind die Kinder" und ein Bild von einem grinsenden Typen im volksnahen roten Sweatshirt daneben. Und auch als wir durch die angrenzenden Dörfer gefahren sind, habe ich mir zum ersten Mal gedacht: dagegen ist Toluca ein zauberhaftes Wunderland. Das ist eine verdammt triste Gegend.

Um 12:00 sind wir bei den Pyramiden angekommen: in der archeologischen Zone von Teotihuacán, oder wie der Lonely Planet sagt, wenn es in der Nähe von Mexico City eine must-see Attraktion gibt, dann das.
Wir gehen also die ersten Schritte Richtung Pyramiden, und sehen vor uns einen Reiseführer stehen, der schreit: "alle aus meiner Gruppe zu mir!" Instinktiv haben wir uns direkt neben ihn gestellt, und sogleich hat er uns als Teil seiner Gruppe anerkannt. Das waren quasi die ersten Schritte dieser Reisegruppe, und wir waren saubere 4 Stunden lang von Anfang bis Ende dabei und haben eine höchst informative Luxus-Führung miterlebt. Das war echt Glück! Der Typ war extrem gut, und hat uns Sachen gezeigt und erklärt, wenn wir das nicht mitgemacht hätten, wär es nur halb so gut gewesen. Ich wollte danach mein schlechtes Gewissen beruhigen und ihn nachträglich noch bezahlen, aber wir haben letztlich zu lange rumdiskutiert ob und wie etc, und dann war es zu spät und er war weg... das ist mir eigentlich ein bisschen peinlich. Vor allem hoffe ich, dass die Leute nicht in irgendeinem Bus auf uns gewartet haben – so gut haben wir uns in die Gruppe integriert... naja, mein Trost ist, dass 90% Gringos waren, die haben ihm bestimmt eh einen "Sonderpreis" bezahlen müssen...

Aber was ist Teotihuacán, fragt ihr euch? Übersetzt heißt es "Ort, oder Stadt, der Götter". Es handelt sich um eine perfekt geplante Stadt mit ca. 125 000 Einwohnern, in der von 300 v.Chr. bis ca. 700 n.Chr. das Volk der Teotihuacanos gelebt hat; das erste und wahrscheinlich größte prähispanische Reich in Mesoamerika. Nicht, wie ich vorher gedacht habe, die Azteken, haben das gebaut – die waren nur ca. 1300 dort und haben sich das Ganze eher touristisch angeschaut. Sie dachten übrigens, dass sich an diesem Ort die Götter selbst geopfert hatten. Die Wahrheit ist, dass man über die wahren Ursprünge und Hintergründe dieser Stadt und der Kultur dieser Leute extrem wenig weiß. Was es dort gibt, ist Folgendes: eine relativ kleine Pyramide und einen Tempel von Quetzalcóatl, dem Schlangengott, Ecatl, dem Gott des Windes, Tláloc, dem Gott des Regens, und anderen. Einen zentralen Platz stellt die Ciudadela dar. Weiter hinten die "Straße der Toten", an deren Seiten die Azteken eine Vielzahl von Skeletten gefunden haben, da dort früher der Friedhof war. Da die Toten, um näher bei ihrer Familie zu sein, so nahe wie möglich an der Oberfläche begraben wurden, wurden nach fast 1000-jähriger Erosion die oberste Erdschicht abgetragen und die Skelette lagen quasi auf dem Boden. Weiterhin gibt's viele kleinere Pyramiden, Treppchen aufwärts und Treppchen abwärts, die dem Auge vortäuschen sollen, dass das Gebiet eine ebene Fläche ist, was aber de facto nicht stimmt: es gibt ein ziemliches Gefälle. Ein durchschnittliches Wohnhaus haben wir gesehen, 40 Leute lebten da circa zusammen, inklusive Brunnen und Dusche (ein ins Haus integrierter Aquäduct, quasi). Zwei Tempel, einer davon der Palast der Jaguare. Wandmalereien, die noch unglaublich gut erhalten sind. Die Farbe ist übrigens tierischen, pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs (aus den Eiern von irgendwelchen Tieren, die an dem Nopal-Kaktus wohnen, stammt zum Beispiel "blutrot").
Das Eindrucksvollste, und das Zentrale von Teotihuacán, sind aber zwei Pyramiden: die Pyramide der Sonne (repräsentiert das Männliche), und die Pyramide des Mondes (das Weibliche). Obwohl die der Sonne theoretisch 10 Meter höher ist, haben die Beiden durch das Gelände-Gefälle letztlich exakt die gleiche Höhe. An dieser Stelle noch eine Bemerkung zum Thema männlich – weiblich: "Unser" Reiseleiter hat gesagt, dass der Machismo erst durch die Eroberung der Spanier nach Mexiko gekommen ist. Warum waren die Spanier Machos? Weil sie jahrhundertelang unter islamischem Einfluss standen (man erinnere sich an die conquista von Spanien, als die Araber und Mozaraber bis nach Kastilien vorgedrungen sind und letztlich bis zur reconquista der Spanier im Jahre 1492 in Granada ihre blühende Herrschaft hatten). Jedenfalls, die prähispanischen Kulturen waren extrem weiblich orientiert: alle Götter waren weiblich, das Weibliche wurde als Schaffung des Lebens bewundert, im Gegensatz zum kriegsorientiert - kämpferisch Männlichen. Ist doch schön, oder? Bei den Teotihuacanos war entsprechend die höchste Göttin auch weiblich – leider hab ich ihren Namen vergessen.
Die zwei Pyramiden also. Die Sonnenpyramide ist übrigens angeblich eine der höchsten Pyramiden der Welt.
Was man noch wissen muss: am 21.März, am Frühlingsanfang, kommen die Menschen in Scharen, und in weißer Kleidung, an diesen Ort, weil man von dort aus die göttliche Energie der Sonne in sich aufnehmen kann. Sagt man. Es geht um den Winkel, zu dem die Sonne an diesem Tag über der Sonnenpyramide steht (wenn an diesem Tag noch deutlich mehr Leute dort sind wie heute, dann würde ich mir dieses Ereignis gerne ersparen, glaube ich, weil meine persönliche spirituelle Energie schon beträchtlich darunter leidet, wenn auf halben Weg zur Pyramiden-Spitze ein Typ mit Megaphon schreit: nach rechts bitte, wir reihen uns ein, einer nach dem anderen ....)
Für den Heimweg haben wir immerhin nur 3 Stunden gebraucht, waren also insgesamt 7 Stunden unterwegs. Sind 5 Stunden pausenlos in der prallen Sonne auf verschiedene Steinhaufen geklettert. Aber es hat sich wirklich gelohnt, das war alles höchst interessant und ein sehr cooler Ausflug!

Maybe the worst is behind,

sagen die Barenaked Ladies

Oder um gleich noch eine musikalische Autorität zu zitieren: "Es geht runter, und es geht wieder rauf." Man soll den Tag bekanntlich ja nicht vor dem Abend loben, aber: ich lobe und preise diesen Tag. Die schlimmen Sachen bessern sich gerade enorm. Und abgesehen davon haben wir anscheinend auch die schlimmste Kälte überstanden! Ich bin zwar noch nicht soweit, um ohne Wollsocken zu schlafen, aber es ist bereits deutlich wärmer geworden. Die Sonne scheint wieder, die Vögelchen fangen an zu zwitschern, alles entspannt sich. Mann. Die Leute fragen mich immer, wie gefällt es dir? Warum bleibst du nicht länger? Nachdem ich die letzten Wochen ungefähr einen Finger dafür gegeben hätte, um von hier verschwinden zu können, kann ich heute zum ersten Mal wieder sagen: es ist alles okay, und ich freue mich, dass ich noch zwei Monate an der Schule bin. (Nach wie vor freue ich mich aber genauso darüber, dass ich und mein Rucksack in zwei Monaten Richtung Oaxaca aufbrechen ...)
Was ist sonst so passiert? Ich gehe wieder laufen und habe angenehmen Muskelkater. Ansonsten kann ich immer noch nur über die Schule berichten. Heute (Freitag) hab ich eine neue 8-jährige Schülerin bekommen. Meine bloße Anwesenheit hat der Armen so viel Angst eingejagt, dass es vollkommen wurscht war, was wir gemacht haben. Das Gute daran war, dass sogar der andere kleine Schreihals zumindest für ein paar Minuten die Klappe gehalten hat, weil er die Aufgaben schneller lösen wollte als sie, he he. Konkurrenzkampf ist spitze!
In meinen Englisch – Klassen spiele ich nach wie vor hauptsächlich Psycho-Tante. Weder mit dem Deutschen noch mit der Mexikanerin mache ich jemals grammatikalische Übungen; sie erzählen mir von ihren Kindern, deren Eheproblemen, eigenen Scheidungen und sonstigen Schwierigkeiten. Facettenreich, das.

Lustig war auch folgender Dialog zwischen der Brasilianerin (J) und ihrem kleinen Sohn (G):
J: "Mir ist heute so schlecht, das ist wie damals, als ich schwanger war. Ständig habe ich das Gefühl, das Kind kommt aus meinem Mund raus. Wie wenn das Kind im Magen liegen würde."
G: "Wie, die Kinder liegen nicht im Magen? Wo denn dann ??"
J: "Ha ha! Schon mal was von Uterus gehört? Das ist ja wie damals, als du mich gefragt hast, wozu man diese zwei Beutel neben dem Pipi braucht. Ob da Pipi drin gelagert wird, und wenn sie voll sind, muss man aufs Klo?"
G: "Echt, das hab ich gefragt? - Aber Mama, was ist denn jetzt eigentlich in den Beuteln neben dem Pipi?"