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Sonntag, 30. April 2006

So, jetzt also wieder Deutschland

Bin wieder da!

Im Flugzeug dachte ich zuerst wunderschöne fünf Minuten lang, ich könnte alleine sitzen - bis ES kam und wild gestikulierend auf den freien Sitz neben mir gedeutet hat, FREE??, "das Müllmonster" der Fraggles. Es handelt sich um ein weibliches, griechisches Monster, das im Arbeitsmodus schwer und mit einem pfeifenden Geräusch atmet. Wahlweise brabbelt es mit kratziger Stimme oder lacht in sich hinein (höhöhö). Im StandBy-Modus schnarcht das Müllmonster. Und es ist zu fett, um sich seine Strümpfe selbst anzuziehen. Und wenn ich nicht in einen 8 Stunden währenden komatösen Schlaf gefallen wäre, hätte ich es wahrscheinlich umgebracht.

Mein erster Gedanke bei dem Blick auf Deutschland war: So grün!

Der Abschied war irgendwie ganz ok; meine Nebenhöhlen haben sich auch wieder beruhigt. Der kleine Mauro ist noch vorbei gekommen - direkt nach einer Prüfung: Er hatte seit ca. 48 Stunden nicht geschlafen (2 Nächte vorher durchgelernt bzw auf meiner Abschiedsfeier gewesen), der ist einfach unglaublich süß.
Und Sergi natürlich.
Gottseidank haben mich Kerstin und German zu Caminante gefahren; ich hatte mir schon ziemliche Sorgen gemacht über "wie bekomme ich ca. 75kg Gepäck nach Mexiko und in dieses Flugzeug". Ich konnte alles zumindest kurz hochheben (ca. 5 Sekunden lang), aber mich dabei auch noch fortbewegen -- ausgeschlossen.

Aber jetzt bin ich da und nur ein bisschen traurig und planlos irgendwie, und freue mich eigentlich.

Ach ja: Jetzt hab ich endlich diesen, "meinen" Artikel in der "WOMAN" gelesen.
Dieser Artikel klingt ja wie Arsch und Friedrich, wie mein Vater sagen würde. Diese Idioten haben wirklich jeden einzelnen Satz geändert.
Dann hätten sie ihn gleich komplett selber schreiben können.

Achhhh und: Die Sache mit meinem VISUM! Ich wusste es!
Natürlich hat es keine Sau interessiert, dass mein Visum seit 21 Tagen abgelaufen war. Nicht mal eine Zehntelsekunde gezögert hat die Dame.

Mit dem Bestechungsgeld hab ich mir ein Putensandwich und ein "Mexiko"-T-Shirt gekauft.

Donnerstag, 27. April 2006

Ich muss das Land verlassen – noch heute Nacht

Ay México, lindo y querido... o de la chingada, también
Eine ganz schöne Berg- und Talfahrt war das mit uns beiden.

Ich liebe das Land und ich verachte es, es bringt mich zur Weißglut oder wahlweise zum Tanzen und Springen vor Freude.
Es ist Donnerstag, dreiviertel 7 Uhr früh – (fast Zeit für die erste clase des Tages), und ich kann nicht mehr schlafen. Jetzt also doch, tausende verschiedene Emotionen erwachen und gerade hab ich natürlich überhaupt keine Lust zu gehen. Wie's halt immer so ist.

Gestern, meine 2. und letzte Abschiedsfeier war wirklich schön. Fast alle sind gekommen: Carlos, Mauro, Sergio, Kerstin, Bety, Pau, Beto, sogar Pepetono, Fernando, Javier, German, Claudia, Belem, die beiden Andrea, Antonio und Sonja. Und das, obwohl ein paar heute Prüfung schreiben. Fehlten nur Erick, Cynthia, Karla, Arturo, Rocio und Gersain. Beto hat mir seinen Sombrero geschenkt, einen wirklich coolen Sombrero, "der schon ganz Mexiko durchreist hat und jetzt Deutschland kennen lernen soll".
Gestern waren natürlich alle mal wieder ganz unglaublich nett und lieb und emotional und wir sehen uns ganz bestimmt wieder und wann kommst du zurück nach Mexiko und no te vayasss! Auch wenn sie spinnen- ich hab sie schon wirklich gern. Ana hatte endlich ihr "I have a Blackbelt in Flirting" – T-Shirt an, German hat seine übliche Show abgezogen, die Mädels waren miesepetrig wenn sich keiner mit ihnen unterhalten hat, Sergio war mal wieder im Anzug da, Kerstin hat irgendwann ihre roten Bäckchen gekriegt, Carlos hat gesagt, ich bin ihm noch tantito schuldig ...

So, Mexiko, und was bleibt uns unter'm Strich?
Viele Dinge hier wird ich nie ganz verstehen (Lieblingszitat Kerstin: "die haben doch alle einen an der Klatsche"), und ich möchte eigentlich nicht wissen, wie oft sich die Leute hier dasselbe über uns gedacht haben. Es sind einfach zwei Welten. Und ich konnte es wohl nicht besonders oft lassen, rumzukritisieren und mich zu beschweren. Typisch deutsch .. Und ich bin wirklich manchmal verzweifelt.
Über einen der Kernpunkte der Missverständnisse im täglichen Leben hab ich gestern was schönes gelesen; der Konflikt zwischen Wahrheit und Frieden:

"Lateinamerika insgesamt und besonders Mexiko wählen soziologisch gesprochen den "indirekten Weg der Kommunikation", die Technik der prophylaktischen Vermeidung von Konflikten. Es ist eine "Hochkontext-Kultur". Das bedeutet, es ist nicht immer alles so gemeint, wie es gesagt wird, sondern man muss aus der Gesamtsituation – aus dem Kontext heraus – erspüren, wie man z.B. eine Antwort zu bewerten hat. Manchmal bleibt eine Frage geschickt "unbeantwortet", damit es nicht zu einer Ablehnung, zu einem "klaren Nein!" kommt. Deutsche erwarten aber oft eine klare Aussage und warten dann vergebens. Sie nehmen den anderen gerne beim Wort und wollen sich darauf verlassen. Wer kennt das nicht? [...]
Der Philosoph Immanuel Kant hat im Wertekonflikt zwischen "Frieden" einerseits und "Wahrheit" andererseits die Betonung auf die Wahrheit gelegt. Wahrhaftig solle der Frieden sein – eine hohe Anforderung! Jeder soll wissen, woran er ist. Dann brauchen wir nicht mehr so viel soziales "Schmieröl" (kleine, nette, nützliche Lügen) und können ungefiltert sagen, was wir als die Wahrheit erachten. Aber andere Kulturen kommen eben zu einem anderen Ergebnis."

Genau..

Mexiko, Mexiko..
In den letzten 8 Monaten hab ich sicher mehr gelacht als in durchschnittlichen 8 Monaten Deutschland, und das mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Arbeitsalltag. Meistens hatte ich gute Laune, und alles war so schön unstressig, leicht und beschwingt. Entspannt. Vielleicht geht das ja in Deutschland auch. (Bin eh neugierig zu merken, wie viele mexikanische Gewohnheiten mir mittlerweile ins Blut übergegangen sind).
Zum Teil war's natürlich ganz schön hart und extrem wenig spaßig. Der Winter— nie werd ich diesen Morgen vergessen, als ich mich bei ca. 4° Zimmertemperatur um 6 Uhr früh mit kaltem Wasser geduscht habe und danach meine Beine mit dem Fön gewärmt habe.. oder die Arbeitszeiten, oft bin ich tagsüber innerhalb von Minuten eingeschlafen vor Erschöpfung, obwohl um 11 ins Bett gegangen..

Nicht eine einzige Sekunde habe ich bereut, hierher gekommen zu sein. Das war wahrscheinlich die beste Entscheidung meines Lebens, und ich glaube, in den letzten 8 Monaten hat sich so ziemlich alles für mich verändert – und ich mich.
Das mit dem Unterrichten, wer hätte das gedacht, dass das so ein Erfolg wird! Unglaublich viel habe ich gelernt von meinen Schülerchen, und das Feedback von ihnen war wirklich Wahnsinn. Das Unterrichten hat mich so zufrieden gemacht, insgesamt, wie ich das bisher von einem Büro-Job nicht gekannt habe. Und sicherlich nicht bei TE, als ich jede Nacht Albträume von Kunden hatte und tagsüber Knoten im Magen.

Die zweite große Sache, revolutionär für mein Leben: Endlich kann ich ruhig sein. Nach all den rastlosen Jahren mit dieser Unzufriedenheit in mir und dem ständigen Verlangen, zu verschwinden, kann ich jetzt endlich nach Hause kommen und meine Energie darauf konzentrieren, mir möglichst bald einen Hund kaufen zu können- der Hund, mein Indikator dafür, dass mein Leben in die richtige Richtung läuft. Das macht Sinn!, wirklich, aber an dieser Stelle mag ich das nicht erläutern.

Hm, das ist aber jetzt auch irgendwie ein blödes Schlusswort.

MEXIKO! ICH VERLASSE DICH! Ay, ya me voy. Te extrañaré.

Letzter Tag

Ei ei Susanne immer so negativ. Das passt schon alles.

Mittlerweile bin ich richtig krank. War auch eine tolle Idee, gestern voll erkältet noch kalt zu duschen (es gab mal wieder kein warmes Wasser).
Hei, das wird ein Spaß morgen im Flugzeug! Letzte Nacht war ich im Fiebertaumel davon überzeugt, Malaria zu haben. Noch in der Früh ist es mir so schlecht gegangen, dass ich beinah meinen Flug verschoben hätte. Jetzt geht’s mir wieder so weit besser, dass ich immerhin beschlossen habe, mein Abschieds-geselliges Beisammensein in 2 Stunden doch nicht abzusagen.

Jozelma ist wirklich ein Engelchen. Gestern war ich bei der ganzen Familie beim Essen (es gab Schwein mit Salat), und eigentlich konnte ich nicht mehr wirklich sprechen wegen Erkältungsschub, und musste leider immer mit offenem Mund kauen, weil ich sonst erstickt wäre. Sie hat mir Ingwertee gekocht, mir was zum Inhalieren gegeben, VickVaporup und eine Thymiansalbe, und dann hab ich auch noch bei ihnen übernachtet und das ganze Bett vollgerotzt. Wirklich nett.

Den heutigen Tag hab ich komplett schlafend oder halb schlafend verbracht. Vielleicht ganz gut so, das dämpft ja immer alle Arten von Emotionen.
Und Klosterfrau Melissengeist ist weltklasse.

Meine einzigen Wünsche für den Tag: Eine warme Dusche, eine dicke Decke, ein Fernseher, und eine Breze mit Nutella. Mmmmmm. Und vielleicht eine Kamillenteeinhalation.

Mittwoch, 26. April 2006

Noch 2 Tage... Regenzeit.

Bin krank.
Verschleimte Nebenhöhlen, Schnupfen, Husten, Kopfweh, das ganze Programm. Scheiße. Hoffentlich wird das besser bis Donnerstag, weil mit meinem verkorksten Sinus-System wird das sonst ein böses Ende nehmen im Flugzeug.
Liege also im Bett rum, bzw. auf meiner Matratze in der Bibliothek, und verbringe meine letzten Tage zusammen mit allen Hausstaubmilben Mexikos. Kann mir gar nicht vorstellen, dass ich übermorgen das Land für immer verlassen werde. Ist mir aber grad auch echt egal. Meine schlechte Laune von gestern ist jetzt stoischer Gleichgültigkeit gewichen, und eigentlich bin ich schon wieder ein bisschen genervt von den Mexikanern. Außer Kerstin und Jozelma plus Gregory will ich im Moment gar keinen sehen. Ist das nicht komisch: Ich bin mir fast sicher, dass ich eher mit Tom und Rimple in Kontakt bleibe, die ich knappe 3 Wochen gekannt habe, als mit irgend einem/r Mexikaner/in, den/die ich seit 8 Monaten regelmäßig sehe und mit dem/der ich Wochenendausflüge gemacht habe und und und ...

Heut war ich mit Kerstin frühstücken und danach ein bisschen in der Stadt, mit ihr ist es echt immer sehr lustig. Und wir kommen immer wieder zu demselben Schluss: wir verstehen sie einfach nicht! Keiner weiß, was sie eigentlich wollen / sich denken. Echt komisch. Egal ob "freundschaftliches Verhältnis" zu Mädels oder zu Jungs, oder auch "mehr als freundschaftliches Verhältnis": Alle Beziehungen hier kommen mir vor wie ein Luftballon, der zu schnell aufgeblasen wird, immer mehr und mehr aufgepumpt wird in zu kurzer Zeit, und dann platzt. Was übrig bleibt, sind ein paar Stücke, die man eigentlich auch wegschmeißen kann, damit man nicht ständig daran erinnert wird. Das ist so traurig!
Vielleicht liegt es daran, dass wir Ausländer sind und jeder weiß, dass wir eh bald gehen?

Wie auch immer. Die Regenzeit hat wieder begonnen – pünktlich um 4 wird es dunkel und es fängt an zu schütten und zu gewittern. Vorgestern noch im Träger-T-Shirt und ohne Decke geschlafen. Letzte Nacht dann wieder mit Pullover plus T-Shirt, Schlafsack und Katzentöterdecke – und gefroren.

Jetzt muss ich eigentlich nur noch meine absurd vielen Sachen irgendwie unterbringen, und mir noch Bestechungsgeld fuer den Flughafen aufheben.

Noch 3 Tage … Toluca. Coming home.

Was ich schon wieder ganz vergessen hatte, dieses fatale Toluca-Wetter: in der Sonne zu heiß, im Schatten zu kalt, danach Gewitter und Regen. Ich bin wieder in Toluca. Hatte tatsächlich leichte Heimat-Gefühle, als ich den guten alten Vulkan gesehen habe, und den verdreckten Tollocan, und hab mich richtig gefreut, in die Schule zu kommen.

Man sollte Erwartungen jeglicher Art in Mexiko so niedrig wie möglich halten. Meine Schüler wollten ja eine Abschiedsparty für mich organisieren. Ha! Ha! Ganz bestimmt. War mir ja eigentlich schon klar, dass das natürlich nix wird. Trotzdem war ich ganz schön enttäuscht, als ich am Sonntag nebenbei erfahren habe, dass sie nicht mal dran denken, irgendwas zu organisieren. Ich hätte das ursprünglich ja nicht von ihnen erwartet, aber wenn sie es mindestens 4x groß ankündigen, dann glaube ich in einem Winkel meines Herzens doch auch dran. Wie auch immer. Gottseidank hatte ich die Kerstin hier. Ist gut, noch mal kurz hier zu sein, aber gleichzeitig finde ich traurig, dass... ach, ich weiß gar nicht so genau, was alles. Na ja, ist ja auch egal. Gestern noch war ich heiter, entspannt und zufrieden. Heute bin ich grantig, müde und jetzt auch noch erkältet.

Und ich will nirgends sein.

Das einzige, was mir im Moment einfällt, ist das hier,

coming home by g love and special sauce

In the fall leaves turn brown
Nature sings its song takes its course
Now I know I'll be traveling on
Winter's coming the air is getting cold
Birds are flying down the highway in the sky
This place is changing so am I
I've got to leave it all behind
Then someday I'll be back to claim what's mine
And don't worry
Someday I'll be coming home

I don't know where I want to go but there's
One thing I know I've got to be on my own
So watch me as I go rambling on down the road
Singing songs of tales untold
Mystery men and the days of old

I'm going where my dreams can be
Where life is not reality
Where visions clad in colors true
Can take me where I'm going to and don't worry
Someday I'll be coming home

I don't know what I'm looking for
I'm looking for an open door
To take me where I can live my life
The way I want to
I'll do things my way
Right or wrong
Play and sing all day long
Have my land, treat it well
And be kind to my fellow man
You may say that this ain't right
That's how I'll go about my life
I'll be light as a feather floating here and there
I don't know
Someday I'll be coming home

I'm coming home

Montag, 24. April 2006

Noch 4 Tage -- Insel verlassen, Cancun

Servus! nachdem ich gestern schon den bayerischen wetterbericht gecheckt habe, kann ja fast nix mehr schiefgehen.. ich freu mich auf deutschland!

Bin in Cancun angekommen und froh, dass ich nicht laenger hier bleibe. zu touristisch, stressig, voller uebergewichtiger auslaender. aber ich bin zufrieden, weil in nettem hostel neben dem busbahnhof. da muss ich dann morgen um 5.00 frueh nicht so weit laufen, um zum flughafen zu kommen. morgen frueh flieg ich naemlich nach toluca zurueck.

mein urlaub ist aus! keine palmen mehr, keine insel - aber das ist schon ok so. das auf der insel war wirklich sehr cool, aber auf die dauer doch ein bisschen zu, aeh, eindimensional. (womit ich nicht sagen will, dass ich mich gelangweilt haette)

folgendes habe ich noch erlebt: den gestrigen abend hab ich mit 4 israelis verbracht. das hat so ausgesehen, dass sie sich hauptsaechlich auf hebraeisch unterhalten haben, dazu pausenlos tequila-shots getrunken und israelische musik gehoert haben. war ziemlich interessant, das ganze. immerhin hab ich in den letzten tagen mehr israelis getroffen, als bisher in meinem ganzen leben zusammen. und mein erster und sehr oberflaechlicher eindruck ist: sie sind ein seltsames voelkchen, schauen gerne sehr ernst und boese und gehen mit dem selbstbewusstsein grimmiger baeren durch die welt. auch die frauen. und sie reden laut. aber nach 2-3 jahren army ist so ein auftreten wahrscheinlich irgendwie normal. und sie haben namen wie idan, amid, kobi, die im durchschnitt nach 2 sekunden mein ultrakurzzeitgedaechtnis wieder verlassen haben. meiner momentanen brain-aktivitaet entsprechend habe ich doch noch folgendes auf hebraeisch gelernt: prost, und zu zaehlen.
bis 2.

der abend hat ein interessantes ende gefunden, als einer der jungs mich mit duesterer stimme gefragt hat, do you want to come to my room? da er zu mir bisher ungefaehr so freundlich war wie ein hund zu einer zecke, die sich in seinem fell festgebissen hat, habe ich ihm tatsaechlich die intelligente frage gestellt, and what do you want to do in your room?, und er, "be witt you."
heeey! einen herzlichen glueckwunsch zu diesen verfuehrungskuensten!
natuerlich habe ich auf diese interkulturelle erfahrung verzichtet, und heute frueh hat er mich keines blickes gewuerdigt.
wie gesagt, ein seltsames voelkchen.

heute war ich mit der norwegerin heidi und zwei kanadierinnen am strand. nach unterhaltung mit einem der maedels ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich unterm strich doch echt froh bin, in toluca gewesen zu sein, wo ich 7 monate lang keinem einzigen touristen begegnet bin.
nicht, dass ich was gegen touristen haette- bin ich ja auch stanedig.
aaaaber. erstens nervt mich die tatsache, dass ein haufen leute einfach die mexikanischen stranede abklappert, und sie alles andere - kultur, oder die leute, zum beispiel - einen alten scheiss zu interessieren scheint. mexiko ist ja jetzt nicht gerade ein kulturarmes land.
diese tussi hab ich gefragt, ob sie denn in san cristobal war, nachdem sie schon 3 monate in mexiko unterwegs ist. und sie sagt, no but like i really wanna go cause my friend baught like the coolest necklaces there and i like really wanna have them.
kein witz, keine uebertreibung. hauptsache, an straenden rumhaengen und eine stimme haben wie barry white.

und zweitens. (jetzt wird es kurz metaphorisch.) rumreisen an sich ist natuerlich ausserordentlich cool. aber ich stelle mir die kultur und gesellschaft eines landes wie eine nudelsuppe vor - ein paar nudeln schwimen an der oberflaeche, aber die meisten nudeln, und die ganzen gewuerze etc, liegen am boden.
also, als tourist hat man einfach nie die chance, mehr als ein paar aufgeweichte nudeln zu sehen, die oben schwimmen und unter umstaenden das bild der ganzen suppe noch verzerren.

in toluca hatte ich zumindest die moeglichkeit, mal mit dem loeffel in die suppe einzutauchen. darueber bin ich froh, und ich glaube, dass diese tatsache mir bei jeder meiner zukuenftigen reisen bewusster sein wird als vorher.

Samstag, 22. April 2006

Noch 5 Tage in Mexiko --- und ich wuenschte, ich wuerde mich hier auf der Insel langsam mal langweilen ...

... aber von Langeweile immer noch keine Spur. Die Tage beginnen wunderbar und malerisch: das Meeresrauschen weckt mich , mein erster Blick geht auf das tiefblaue Wasser, beim Aufstehen beobachte ich ein bisschen den Hund mit den lustigen abstehenden Ohren, wie er ins Meer wankt und baden geht. Dann nehme ich unter Palmen mein reichhaltiges Fruehstueck ein (2 Scheiben hartes, kaltes Toastbrot mit Butter und Marmelade) und unterhalte mich ein bisschen mit den Leuten, die schon aufgestanden sind ... koennte ich schon noch laenger machen, hier. Das Leben ist so einfach auf dieser Insel, so wenig kompliziert wie ein Stein, der auf den Boden faellt. (Diese schoene Metapher hab ich aus einem Buch geklaut.)

So wenig kompliziert, bzw vielschichtig, sind allerdings auch viele von den Leuten, die hier wochen- und monatelang bleiben. Sie fragen sich wahrscheinlich nicht taeglich nach dem Sinn ihres Lebens.. hm. Aber man kann viel Spass mit ihnen haben, und es ist auch immer jemand dabei, von dem man irgend was lernen kann.

Ab und zu passieren Sachen wie neulich, als ich dem kleinen Australier gesagt hab, wie alt ich bin. Und er daraufhin seine Augen aufgerissen hat und erschrocken gesagt hat, "I didn´t know that you were THAT OLD." Ja, Kleiner, wenn ich ein Kind gekriegt haette, als ich so alt war wie du, waere das Kind bereits halb so alt wie du jetzt bist. Aeh, vergesst es.

Gestern war ich auf einer Schnorcheltour. Nach dem Schnorcheln in Belize letztes Jahr war das allerdings richtig gehend langweilig: es waren nicht besonders viele Fische unterwegs, und das Wasser war graeulich und nicht gerade kristallklar. Vielleicht hat Victor Recht (der uebrigens seit 7 Jahren auf Reisen ist), und es sind noch die Nachwirkungen des Hurrikan. Jedenfalls, das Beste der Tour war eigentlich die Unterhose unseres mexikanischen Guides: der hat sich naemlich gedacht, zieh ich heut mal keine Badehose an. Lass ich heut mal meine hellgraue Unterhose an, die kleine rosane Bluemchen drauf hat, und wenn sie nass ist, praktisch durchsichtig ist. Da freuen sich die Touristen alle bestimmt ganz arg. Hat er sich wohl gedacht, und dazu ein T-Shirt angezogen, auf dem in grossen Lettern stand: I am available. Hei, warum wohl?

Abends hab ich die Simpsons auf Mexikanisch angeschaut, und danach gab es Live-Musik im Hostel, und danach bin ich in irgend einen Club gegangen mit 6 Norwegern, einem Israeli und zwei Kanadiern. Mir ist bei der Gelegenheit durch den Kopf gegangen: Seit ich die Insel betreten habe, waren die einzigen Schuhe, die ich benutzt habe, meine Badelatschen. Vielleicht bisschen komisch im Club. Naja, aber ziemlich lustig war es wieder. So hab ich mir meine letzten Tage in Mexiko vorgestellt.

Freitag, 21. April 2006

Kannst du deine Feinde nicht besiegen, verbuende dich mit ihnen

Hmmm - muss neues Selbstbild von gesund lebender, sportlich-muskuloeser Susanne als Fruehaufsteherin ueberdenken. Letzte Nacht bin ich mit ungefaehr 15 Menschen tanzen gegangen (was die Mexikaner sich denken, wenn sie Auslaender "Salsa" tanzen sehen, moecht ich gar nicht wissen), gegen 4 wieder gekommen und hab alle Leute mit bloedsinnigen Unterhaltungen wach gehalten. Uh. Und Trinkspiele. Trinkspiele! Das hab ich nun davon, wenn ich mit Anfang-20-jaehrigen weggehe. Lustigerweise dieselben Anfang-20-Jaehrigen, die ich vorletzte Nacht noch umbringen wollte.
Soviel zum Allgemeingueltigkeitsgehalt meiner Beitraege..

Den Tommi hab ich heute verabschiedet; ich war ganz traurig, hab mich schon so an ihn gewoehnt, und er war so eine nette Unterhaltung. Jetzt muss ich mir fuer meine letzten Urlaubstage hier noch Substitut-Unterhaltung suchen; aber in diesem Hostel ist das gar kein Problem. Den ganzen Tag sitzen Leute rum und bewegen sich langsam. Zwei Muenchner (!!!) bleiben 3 Monate hier und machen einfach gar nix. Die Israelis und ein Daene spielen Gitarre und singen ein bisschen, und die anderen spielen Backgammon oder lesen im Schatten. Und irgendwie redet jeder immer mit jedem, das ist sehr angenehm.
Mittlerweile bin ich auch nicht mehr die Aelteste, hurra. Und es ist unfassbar, wie lange diese Leute unterwegs sind! Zum Beispiel:
Mark, Kanada, 33, 1 Jahr
Heidi, Norwegen, 5 Monate
Rob, England, 30, 4 Monate
Matt, Wales, 27, 4 Monate
Lee und Mike, 19, Australien, 1 Jahr
Die ganzen Israelis (sind mindestens 10 da) bleiben alle mehrere Monate,
dann gibts noch ein daenisches Paerchen, 2 norwegische Jungs, ............

Habe bereits begonnen, mich ausserordentlich langsam zu bewegen. Ein paar Schritte zum Strand, dann liegt da dieses Badewannenmeer mit einer Farbe, die mich an eine Wassermelone erinnert - nur blau, natuerlich, statt rot. Die verschiedenen Schattierungen, und am Ende das Waesserige, dazu feiner Sand und diese Palmen ueberall, das anzuschauen reicht mir schon, um mich stundenlang zu beschaeftigen.
Mittlerweile fuehl ich mich auch ein bisschen wie Tom Hanks in diesem Film, in dem immer mit dem Basketball redet - ahh ja Cast Away: Wegen seiner sonnengegerbten Lederhaut und den viel zu langen, verfilzten Haaren..

Tue also den ganzen Tag: Nichts, lesen, und Plaene machen fuer "mein neues Leben in Deutschland".
Ich bin ja so froh, dass ich bei dem Idioten in der Uebersetzungsagentur gekuendigt hab und statt dessen Deutsch unterrichtet hab! Jeden Tag fallen mir neue Sachen ein, die ich in Deutschland gern machen wuerde. Das ist gut. Hoffentlich klappt das alles irgendwie.

Mittwoch, 19. April 2006

Schlaflos im Paradies mit der erneuten Feststellung, dass ich alt geworden bin

So, jetzt bin ich also auf Isla Mujeres. Gestern haben Tom und ich Playa del Carmen verlassen und sind auf diese kleine Insel gekommen, die nur 11km von Cancun entfernt ist. Es ist unglaublich schoen hier! Das ganze typische Karibik-Flair mit Palmen am Strand und unfassbar blauem Meer und Pelikanen. Dazu bunte Haeuserchen und man kann, in der Mitte der Insel stehend, das Meer von beiden Seiten sehen...

Ich bin in einem sehr interessanten Hostel namens Poc-Na, das eigentlich das absolute Backpacker-Paradies ist, oder, wie Lonely Planet es ausdrueckt, "Club Med" der Hostels:
Das Hostel liegt direkt an einem Privatstrand in einer malerischen Bucht mit Palmen. Es haengen eine Menge Haengematten rum, dazu gibts ein Volleyballnetz, Billiard, eine Strandbar. Ausserdem einen ueberdachten "Aufenthaltsraum" im Freien, mit Fernseher, Schach, Backgammon, billigem Restaurant, und ganztaegig guter Musik.

Die meisten Leute hier sind auch relativ gespraechsbereit, die typischen "Traveller" eben, aus Israel, England, Kanada, USA, ...

Wie immer sind die obligatorischen Vollidioten dabei, die heute Nacht von 2 bis 4 betrunken rumgeschrien und alle mit ihren bloedsinnigen Unterhaltungen wach gehalten haben (I mean, like, the US is supposed to be the greatest country in the whole world ...).

Vor ein paar Jahren waere ich mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit auch ziemlich lang irgendwo unterwegs gewesen ... und mittlerweile ziehe ich es vor, um halb 12 ins Bett zu gehen und um 7 zum Laufen aufzustehen..

Uebrigens: Ich komme am Freitag, den 28.April an. Irgendwie scheine ich ein leichtes Problem mit dem Datum zu haben...

Dienstag, 18. April 2006

In der karibischen Bank solange gewartet, wie eine Zugfahrt von Neumarkt nach Muenchen dauert:

2 Stunden und 15 Minuten. Gestern habe ich, sehr dringend auf Geldsuche wie ich war, einen neuen Versuch gestartet, in einer Bank Geld zu bekommen. Zuerst Banorte. Die teilen mir freundlichsterweise mit, dass die einzige Bank im ganzen Ort, die Bargeld mit Visa gibt, HSBC ist. Gehe also zu HSBC. Niedrige Decke, Temparatur trotz Klimaanlage um die 35°, und: die Menschen stehen SCHLANGE, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes stehen sie in einer sich kreiselnden Schlange, die sich um das ganze Gebaeude inwaerts dreht--
Stelle mich also an und stehe ZWEIEINVIERTEL Stunden in dieser Schlange. Zwischendurch sind die Leute kuehle Getraenke kaufen gegangen, Zeitschriften kaufen, Handyklingeltoene werden angehoert, obligatorische Kinder rennen staendig zwischen den Beinen rum... die Leute haben das alle mit relativ stoischer Gelassenheit hingenommen. Scheint zum Alltag dazu zu gehoeren, einen kompletten Vormittag in der Bank rumzustehen.
Um genau 14:10 bin ich also an der Reihe, leicht zitternd. Der Typ schickt mich natuerlich erst mal zu einem anderen Typen. Ich gehe also zu einem Schreibtisch, an dem ein ungeheuerlich arrogant dreinblickender Typ sitzt, der kurz aufschaut und sagt: "ah ja, wir haben das System. ABER ES FUNKTIONIERT GERADE NICHT."

Nach diesem Warten war ich schon so zermuerbt, dass ich ihn gar nicht angeschrien habe, sondern nur mit sehr tiefer und versucht drohender Stimme gesagt habe, "ich brauche aber Geld, und zwar sofort." - Er, "das kann ja sein. Ich verstehe. Aber das System funktioniert schon den ganzen Morgen nicht. Keine Verbindung." -

In meiner Verzweiflung hab ich meine ganze Arroganz zu Tage gebracht und gezischt, "DANN VERSUCH ES JETZT NOCHMAL."

An dem Punkt hat er offensichtlich beschlossen, dass ich doch Geldes wuerdig bin. Er steht auf, fragt, "wieviel?", und gibt mir 2 Minuten spaeter mein Geld.

Na, was fuer eine Ueberraschung! Natuerlich hat das System immer funktioniert, der Bloedmann hatte nur keine Lust, aufzustehen. Immerhin hab ich wieder Geld fuer die naechsten Tage, und dann geht das Spielchen von vorne los (man kann nur eine laecherlich geringe Summe abheben).
Mann, mir sind schon lustige Bilder durch den Kopf gegangen: Susanne, an der Kasse von Walmart rumlungernd. Mein Plan B war: Kunden anzuflehen, dass sie mir Bargeld geben und mich mit Kreditkarte bezahlen lassen...

Ansonsten passiert hier nicht viel.
Gestern haben wir Jody, Rimple, Jeff und Jenny verabschiedet - die sind mit einer neuen Tour richtung Panama unterwegs, und jetzt sind nur noch Tom und ich uebrig.
Die letzten Tage sind wir am Strand rumgehangen,
gestern bin ich um 07:00 frueh am Strand Laufen gegangen !! Das war natuerlich weltklasse, und vor allem habe ich zum ersten Mal die Fruechte meiner HochlandsAtemnotsLaufqualen ernten koennen. 2.600 Meter tiefer bin ich quasi ueber den Sand geflogen wie ein Voegelchen.
Was natuerlich nicht heisst, dass ich nicht trotzdem einen hochroten Kopf wie eine ueberreife Tomate in Mikrowelle hatte.

Samstag, 15. April 2006

Straaaaaand!!! Ach ja, und Chitchén Itzá

Endlich, endlich, endlich bin ich am Strand angekommen!
Welcher Tag ist heute... hmmmm ach ja, Ostersamstag. Dann bin ich also seit Donnerstag hier? Zeit und Raum verschwimmen... die letzten 2 Wochen sind echt schnell vergangen, heute ist offiziell der letzte Tag meiner "Tour". Im Nachhinein bin ich doch wirklich froh, dass ich das gemacht habe, weil wochenlang alleine zu reisen ist - ziemlich deprimierend, und in Mexiko einfach keine gute Idee.

Am Donnerstag haben wir also Mérida verlassen und sind nach Chichén Itzá gefahren und haben - mal wieder Pyramiden besichtigt! Maya-Pyramiden. Es handelt sich um die groessten Pyramiden auf der Yucatan-Halbinsel - ungeheuer beeindruckend, riesig gross das Castillo, und alt, wunderschoen bestimmt, wenn man nicht in stundenlang in bruetender Hitze auf freiem Feld rumrennen und Treppen steigen muss. Es waren unendlich viele Leute da, es war teuer, sozusagen ein Gringo-Spielplatz, und heiss heiss heiss und ich hatte einfach keinen Bock mehr. Aber bin natuerlich trotzdem brav und stoisch drei Stunden wie ein Hund hinter der Gruppe hergetrottet, habe mir aber geschworen, dass das jetzt wirklich die letzten Pyramiden fuer dieses Jahr waren.
Immerhin haben wir beobachten koennen, wie ein unglaublich fetter Typ Stufe fuer Stufe eine Pyramide runtergeschwabbelt ist, auf seinem Hintern. Hahahahaha. Es ist verboten diese Pyramide zu besteigen, also haben wir den Guide gefragt, wieviel es "kostet", trotzdem raufzugehen. Er, ertappt, stammelt: "ehhh nein das sind Archaeologen". Ja! Klar. Indiana Jones, quasi wie aus dem Gesicht geschnitten..

Irgendwann Abends sind wir in PLAYA DEL CARMEN angekommen.. und seitdem laufen wir zum Strand, und zurueck, und zum Essen, und zurueck zum Strand...

Playa del Carmen ist ein seltsamer kleiner Touristenort. Es sind gottseidank nicht so viele Gringos wie erwartet hier, aber grad wegen Ostern ist der Ort mit allen moeglichen Nationalitaeten ueberflutet, und alles ist absurd teuer.

Das Meer ist allerdings der Wahnsinn: Tiefblaues, hellblaues, tuerkieses, gruenblaues kristallklares Wasser, nicht zu warm - nicht zu kalt; eine leichte Brise, Sonnenschein, Palmen, Pelikane segeln sanft den Strand entlang..

Ab und zu kann man nette mexikanische Spektakel beobachten. Zum Beispiel baut innerhalb kuerzester Zeit eine mexikanische Grossfamilie ein ganzes Dorf direkt vor unseren Augen auf: Zelte, Klappstuehle, Plastiktueten voller Essen, Horden schreiender Kinder und uebergewichtiger Frauen.
Aber suess, irgendwie. Hier in Mexiko kann man am Strand "Lieder kaufen", das heisst, es laufen 2 Kerle mit schwarzem Sombrero, Jeans, Hemd mit Stieren draufgedruckt und Cowboystiefeln, ach ja und Gitarren, rum, die sind wie lebende Spielautomaten. Der Familienvater unseres Dorfes hat seiner Frau fuer 50 Pesos ein Lied gekauft, sowas muessen die hier ab und zu machen. Was romantisches halt: ein Stofftier, Bluemchen, oder ein Lied.
Dann bleiben die 2 Vollklischeemexikaner kurz stehen, spielen auf und singen ein tragisches Lied. Der Vatti steht mit seiner Sol-Bierdose daneben, sein riiiiesiger Bauch haengt ihm ueber die Badehose und er zwirbelt liebevoll an seinem Schnurrbart und schaut auf die Mutti, die im Plastikstuhl neben ihm sitzt, die Tortillas kurz beiseite legt und andaechtig der Musik lauscht. Schoen ist das.
Nach dem Lied geht´s weiter im Text, andále Tochter lang mir die Tortillas rueber..

Abends konvertiert das Staedtchen allerdings in Ballermann - international Version. Tausende bizarr aufgebrezelter Menschen tummeln sich in den Strandbars, trinken ueberteuerte Cocktails und wollen unbedingt in den Schicki-Club mit dem Elefanten vorn. Das nervt eigentlich ein bisschen, aber egal.

Meine letzte Woche hier werd ich noch mit dem Tom rumhaengen, und ein paar Tage lang sind auch Rimple und Jody noch da. Das ist gut, vor allem in meinem momentanen Zustand vollkommener finanzieller Abhaengigkeit. Gerade hab ich versucht, was auf ein englisches Konto zu ueberweisen. Und...? ES FUNKTIONIERT NICHT! Wegen IBAN. Ahrrg.. ich hoffe sehr irgendwie einen Weg aus dieser leichten Finanzkrise zu finden, sonst weiss ich naemlich nicht wirklich, wie ich nach Toluca zurueck kommen soll.

Aber bisher ueberlebe ich. Heute ziehe ich mit Tom in ein lustiges Hostel, mit Haengematten und kostenlosem Kaffee und "Willkommen" in allen Sprachen. Irgendwer hat geschrieben: Seawas oide Wuaschthaud habe die Ehre.
Bayern!

Mittwoch, 12. April 2006

Mérida

Diese Mexikaner. Kaum hat man kein Geld mehr, fangen die Probleme schon an...

Heute ist also Mittwoch -- die Frage zu klaeren, "Welcher Tag ist heute?", hat uns gestern ziemlich viel Arbeit gekostet. Schliesslich konnte Tom sie beantworten, weil "gestern gab es keine Pizza in der Bar, und in der Karte stand, dass es Montags keine Pizza gibt." Interessanter Weg, den Wochentag rauszufinden...

Gestern ist Folgendes passiert: Wir sind um 7 in der Frueh im Dschungel in einen Bus gestiegen, haben die Staaten Chiapas, Tabasco und Campeche durchquert, haben uns den A.. breitgesessen, mussten uns einmal von irgendwelchen zweifelhaften "Autoritaeten" die Taschen und Rucksaecke durchwuehlen lassen (an dieser Stelle haben meine Haende leicht zu schwitzen begonnen - schliesslich bin ich ja illegal - wahrscheinlich hatten die aber mit Chiapas und den Zapatistas zu tun, und denen ist das natuerlich vollkommen wurscht)
... und sind 9 Stunden spaeter in Yucatan angekommen, und zwar in der Hauptstadt des Staates: Mérida.

Der Empfang im Hotel war ausserordentlich gut - ein kuehles, und kostenloses, Bier fuer die ganze Gruppe. Das Haus ist echt cool, hat einen pflanzenueberwucherten Innenhof mit zwei Haengematten, die leise in der Nachmittagsbrise hin und her schwingen, und vor allem: wir koennen den Pool des Nachbarhotels benutzen. Dieser ist zwar klein und Fruehlingslaub bedeckt die Oberflaeche, aber ganz still und leise... habe mich ein bisschen wie ein Eindringling in einem Privathaus gefuehlt.

Merida ist ueberraschend haesslich, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch relativ wenig. Ich bin jetzt naemlich fertig mit Museen, Haeusern im Kolonialstil und archaeologisch wertvollen Staetten. Ab jetzt will ich am Strand in der Sonne liegen und braun werden. Und vielleicht einen Mojito dazu trinken.

Dazu ist nur eine Kleinigkeit notwendig:
Geld.
Auch heute ist meine EC-Karte noch nutzlos und verweigert den Dienst. Der Automat gibt mir einfach kein Geld. Was ist da los??? Heute hab ich es aufgegeben und beschlossen, mit Visakarte und Pass in der Bank abzuheben.

Hoert sich einfach an, ist aber aeusserst kompliziert. Schliesslich sind wir in Mexiko, wo Online-Banking quasi nicht existiert, Ueberweisungen auf Konten ungefaehr so gelaeufig sind wie ein sprechendes Schwein, und die meisten Leute wahrscheinlich nicht mal ueber ein Konto verfuegen.
Ich gehe also in die Bank, in eine der GROESSTEN GELDINSTITUTE MEXIKOS: Banamex. Komme rein und fuehle mich wie auf einem Konzert von Alejandro Sanz: Es stehen Hunderte von Leuten rum, sitzen auf Baenken, stehen Schlange, Kinder spielen auf dem Boden und schreien, und ich stehe erst mal ein paar Minuten fassungslos da und frage, wie das hier eigentlich funktioniert. Man erklaert mir, ich muss einen Zettel abreissen- wie bei uns auf dem Arbeitsamt. Ich ziehe, und bekomme die Nummer: 223. Sehe mich um, und mir kriecht das Grauen ueber den Ruecken: Gerade ist die Nummer 162 an der Reihe. WASSSS vor mir sollen lockere 61 Leute bedient werden ??
OK.
Ich warte also, anfangs geduldig, spaeter leicht ungeduldig, und nach ueber einer Stunde Wartezeit NERVOES.
Hahh es beept und die Nummer 223 ist dran, ich springe auf und renne hektisch zu Schalter 10 und sage der freundlichen Dame atemlos, hallo ich brauche Bargeld ich moechte mit meiner Visakarte abheben und meinen Reisepass hab ich auch dabei ich habe da an so ungefaehr 2.000 Pesos gedacht was...

--- die Tussi auf der anderen Seite sagt mit kaltem Blick folgende Worte zu mir: Visa? No tenemos el sistema.
Und winkt mich zur Seite.
Ich, panisch, haeh, wie, ihr habt das System nicht? Was heisstn das? Wie?

--- Daraufhin schreit sie fast und sagt in einer Stimme, mit der man zu sehr dummen und sehr hilflosen Menschen spricht, NO - SISTEMA! NO - SISTEMA!

Ich hab dann schlimm geflucht und war so boese, dass ich mitten in der Scheissbank fast zu heulen angefangen haette.
OK, eigentlich hab ich zu heulen angefangen.
So eine Scheisse! Wenn Banamex mir kein Geld gibt, wer dann? Und vor allem, was mach ich jetzt? Und ausserdem muss ich meine Telefonkarte aufladen, weil die Oma doch heute Geburtstag hat aber ich kann keine kaufen und ueberhaupt hab ich schon wieder tierisch die Nase voll von den bloeden Mexikanern...

Letztendlich hab ich noch ein paar Backup-Traveller-Cheques gefunden, mit denen komm ich zumindest ueber die Osterfeiertage. Und danach kann ich immer noch Online-Ueberweisungen an meine neuen Freunde hier durchfuehren, und sie geben mir Bargeld. Phuhhh.

Abgesehen von diesem Ereignis bin ich nur mit Tom durch die Stadt gelaufen, durch einen stinkigen Markt, habe zweifelhaftes Libanesisches "Essen" gegessen, dessen Anblick die spontane Assoziation "Durchfall" bei mir geweckt hat, (hab dann ein paar rohe Zwiebeln dazu gegessen, sollen ja antibiotisch wirken), und den restlichen Tag werde ich mit meinem Buch in der Haengematte oder wahlweise im Pool verbringen.

Montag, 10. April 2006

San Cristobal de las Casas / Im Dschungel

Servus! Wie gehts euch? Mann, in 3 Wochen bin ich schon wieder daheim, Wahnsinn !! (Am Freitag, 27.04. komm ich in Muenchen an)

Habe ein paar sehr coole Tage hinter mir. Langsam entwickelt sich das hier richtig gut!

In San Cristobal / Chiapas bin ich am Freitag frueh mit dem Nachtbus (nach 12-Std-Fahrt) angekommen. Chiapas ist wirklich GANZ anders, als Zentral-Mexiko, also als alles, was ich bisher gesehen habe. Die Vegetation ist anders - trockener, bzw auf einmal Dschungel, und die Praesenz der Indigenas ist viel groesser, ueberall. Kein Wunder, dass alle Mexikaner Chiapas irgendwie ganz besonders lieb zu haben scheinen (Konstruktionsfehler..?). Hier werden ueberall Stoffpuppen des Helden Subcomandante Marcos, Anfuehrer der Zapatistas, verkauft.. was es mit den Zapatistas auf sich hat: Spaeter.
Jedenfalls, Freitag bin ich Reiten gegangen, Stundenlang durch die Berge !! Das war natuerlich unglaublich cool, und ich hab mich schon ein bisschen wie ein Cowboy gefuehlt. Wir sind 2 Stunden in ein Bergdorf geritten, San Juan de Chamula, und haben dort einen Markt gesehen. In diesem Dorf kommen die Indigenas zusammen, die irgendwo in den Bergen leben. Der Markt, und die Leute da zu sehen, war echt wahnsinn. Die Maenner in Ganzkoerperwolfsgewaenden, d.h. eine Art schwarzer oder weisser Wollmantel, und sie sehen wirklich wolfsartig aus. Die Frauen und Kinder in ihren selbstgestickten und genaehten bunten Kleidern, und alle sitzen da und verkaufen Obst oder singen gemuetlich ein bisschen - ich kann das jetzt auf die Schnelle nicht so recht beschreiben, aber sowas hab ich echt noch nie gesehen, wie diese Leute leben. Sie heissen (und sprechen) uebrigens Tzotzil. Noch nie, allerdings, hab ich mich so fehl am Platz gefuehlt wie da, weil sie uns alle aeusserst misstrauisch beaeugt haben, und wir sie natuerlich auch.
Wir sind den Weg, fuer den man eigentlich 2 Stunden braucht, in einer zurueckgeritten, weil mein Pferd und ich rennen wollten, schnell rennen - das war echt cool!!

Am Samstag haben wir einen Ausflug zu einem Canyon gemacht. Wir (diesmal die ganze Gruppe) sind 2 Stunden mit dem Boot durch einen 35km langen Canyon gefahren, der zum Teil 1000 m tief war. War ganz nett, ein bisschen stressig fuer mich, da ich als "Gruppenuebersetzer" Spanisch-Englisch fungieren musste, ich, die einzige in der Gruppe, die nicht Englisch als Muttersprache hat...

Das mit dem Englisch ist eh ein unversiegbarer Quell an Witzen hier mit dieser Gruppe, die mittlerweile ganz gut harmonisiert. Es gibt folgende Variationen des Englischen: Australisch, British, Neuseelaendisch. Und jeder macht sich ueber den anderen lustig, das ist ziemlich witzig. Die Kiwis sind der Hammer, die versteh ich wirklich fast ueberhaupt nicht. Vor allem, weil sie immer alle auf einmal reden... Sie heissen Jiff (Jeff), Cathai (Cathy), Kiin (Ken) und Jinnai (Jenny) und essen gerne Chais (cheese). Jeder verfuegbare Vokal wird ohne fuer mich durchschaubaren Plan mit anderen beliebigen ausgetauscht. Tom kann sie ziemlich gut nachmachen, und wir lachen uns tot.

Diese Gruppe.. ich mag eigentlich alle. Der einzige, ueber den ich mich immer noch staendig aufrege, ist dieser unglaublich bescheuerte Stevo. Heimatland, echt, selten bin ich einem eindimensionaleren Menschen begegnet, das erstaunt mich taeglich aufs Neue. Er redet wirklich ausschliesslich darueber, wieviel Rum er am Abend vorher getrunken hat. Und wie gut man in Merida weggehen kann. Und wie krass dieser Abend in Peru war, als er voll betrunken in den Bus gestiegen ist. Eigentlich ignoriert ihn mittlerweile ziemlich jeder. Nur ich, in guter alter deutscher Manier, reg mich tierisch auf ueber seine Bloedheit, wenn er sich zum Beispiel mal wieder einen Dreck drum schert dass die Haelfte der Gruppe verloren gegangen ist und einfach weiter rennt. Alle anderen sind ganz gleichmuetig und friedlich, nur ich koche innerlich-- die Deutschen halt... aber er ist echt so SAUbloed! :-)

So, und am Samstag abend sind wir (Rimple, Tom, Yoko und ich) mal Tanzen gegangen, der gute alte Reggaeton, bzw vorher haben wir eine lustige Ska-Band gehoert. Es gibt eine ueberraschend alternative Szene in San Cristobal! Ueberhaupt ist das eine sehr schoene, entspannte kleine Stadt... in den Bergen, ruhig und friedlich, und hier hatte ich wirklich mal das Gefuehl in MEXIKO zu sein. Das hier hat also nichts mit dem Mexiko zu tun, das ich kenne- Toluca.. andere Welt! Auch die Leute sehen so anders aus ! (Deutlich weniger Gel in den Haaren, zum Beispiel)

Am Sonntag, also gestern, (oder??) sind wir auf dem Weg von San Cristobal nach Palenque an 2 Wasserfaellen vorbei gekommen, Aguas Azules und Mishol-Ha. Ersterer ist ein wunderschoener Waserfall mitten im Dschungel, kristallklares, frisches Wasser, ein bisschen Schlingplfanzen aussen rum... wir sind geschwommen, und ein bisschen auf Felsbaenken im Wasser gesessen..
Der 2. war das Filmset fuer Predator. Auch sehr nett, wirklich.
Einziges Problem des Tages war die Strasse - Kurve, Kurve, Kurve, Kurve, 4 Stunden lang, und am Ende haett ich beinahe auf die Kiwis gekotzt (sorry)

So, und gestern abend sind wir in Palenque angekommen, und jetzt wohnen wir im Dschungel! Ich bin begeistert!! Wir schlafen in kleinen Huetten wirklich mitten im Dschungel. Um zu den Huetten zu kommen, laufen wir erst mal 10 Minuten unter riesigen Baeumen und seltsamsten Straeuchern und Blumen durch, und die Variation an Tiergeraeuschen ist unvorstellbar. Wir sind kaum angekommen, schon hat es voll zu regnen angefangen, und danach war die Luft so klassisch feucht und warm und es riecht nach Gruen und wuchernder Vegetation und man hoert 1000e Grillen zirpen..

Heute haben wir die Ruinen in Palenque angeschaut. War interessant, die sind gross, und alt, aber langsam werde ich muede auf Pyramiden zu klettern. Das Setting war gut, mitten im Regenwald, stehen ein paar Tempel rum, das ist schon cool. Trotzdem hab ich sie mir NOCH groesser vorgestellt, aber vielleicht ist meine Ruinenbegeisterungskapazitaet nach ungefaehr 7 archaeologisch wertvollen Plaetzen auch schon ein wenig stumpf..

Naja, und jetzt sind wir im "modernen Palenque", das es an Haesslichkeit durchaus mit Toluca aufnehmen kann. Das Erschreckende ist: ich kann kein Geld abheben, und weiss nicht wieso. Hmmmmmmm ich habe noch ca. 4 EUR in der Tasche, das ist bisschen bloed. Naja, mir faellt schon was ein.

Ach ja, a propos mir faellt schon was ein: Heute ist mein 4.Tag in Mexiko als ILLEGALE !! Seit dem 07.04. ist mein Visum abgelaufen. Ich bin gespannt, was passiert. Oops und ohne Geld, um mich eventuell freikaufen zu koennen, hab ich vielleicht ein Problem...
naja, wie gesagt, mir faellt schon was ein.

Bin mir nicht ganz sicher ob ich mich auf Deutschand freuen soll.. ist grad wieder so nett hier.. schoen warm, und so lustige Musik ueberall... ja, ja, ich weiss, das hilft auf die Dauer auch nix. Und ausserdem, wenn mir mein glorreicher Mexiko-Aufenthalt irgend etwas gebracht hat, dann das:

Ich habe endlich gelernt, meinen Frieden mit Deutschland zu schliessen.

Donnerstag, 6. April 2006

Der Tule - Baum und Monte Albán

Servus! Ist ja nicht so, dass ich mich nicht egozentrisch fuehlen wuerde, weil ich immer nur von mir schreibe ich ich ich ich ich naja aber so ist das eben mit diesen "BLOGS", ist ja auch egal, aber manchmal finde ich es sehr seltsam.
Gestern hatte ich ein kleines Zwischen-Reise-Tief, ich hatte einfach ueberhaupt keinen Bock auf die Gesellschaft und auf Jeden-Tag-woanders-sein und immer dieselben Woher-kommst-du Geschichten zu erzaehlen. Oder wahrscheinlich ist es nur dieser komische momentane Zwischenstatus: mein Leben in Toluca ist zu Ende, in Deutschland wird alles wieder ganz anders, ich stehe grad deshalb so zwischen diesen Geschichten.

Aber wie auch immer; heute finde ich wieder alles ganz toll. Reisen ist weltklasse. Musste mich wohl erst wieder dran gewoehnen, und an die Leute.

Heute war ich in der Frueh in einem vollkommen unspektakulaeren Kaff namens El Tule. Die Attraktion darin ist der Baum: Es handelt sich um das groesste Stueck lebender Biomasse der Welt, der Baum hat einen Umfang von 58m, und 42m Durchmesser. Nach diesen Daten hab ich ihn mir eigentlich noch VIEL cooler vorgestellt, aber er ist schon ganz gut, der Baum. Viele Voegel.

Nachmittags sind wir (Rimple und ich) zu Monte Albán gefahren: Auf diesem Berg befinden sich Pyramiden der Zapotecas, und zwar eigentlich ganz schoen viele, und schoene. Aber gut, Pyramiden und Steinhaufen hab ich mittlerweile schon ziemlich viele gesehen: der Matlazintas, der Teotihuanecos, der Zapotecas, der Azteken ... schauen ja doch irgendwie alle gleich aus. Das wirklich Coole dieser Pyramiden ist die Location, man hat auf dem Berg naemlich eine 360º-Rundumsicht, und die ist echt schoen. Dazu waren heute auch keine Leute da; das heisst, ich habe ungefaehr die ruhigsten und friedlichsten Stunden in der Natur erlebt, seit ich das Land betreten habe. Das war schoen.

Langsam gewoehne ich mich an diese Leute hier. Wer sich noch nicht gewoehnt hat, ist mein Hirn, genauer gesagt, mein Sprachzentrum. Das kriegt naemlich den Wechsel zwischen Englisch und Spanisch einfach nicht auf die Reihe: ICH KANN NICHT MEHR SPRECHEN!!! Die Leute lachen schon immer, weil ich in jedem zweiten Satz stoppe, nach einem Wort suche, dann auf Spanisch sage, eh, como se dice (wie heisst das) und dann ein deutsches Wort-- mein Hirn ist grad voll ueberfordert mit Englisch. Ich sage dann Woerter wie "to pint" (statt "to paint"), oder beende Saetze einfach auf Spanisch oder spreche die Leute auf Spanisch an.
Komisch ist das, ist mir noch nie passiert!
Aber irgendwie lustig, und gutes Hirn-Training.

Mittwoch, 5. April 2006

Puebla - Oaxaca

Tag 4
Bin also jetzt in Oaxaca. Sind stundenlang durch unbewohnte kaktus-bewachsene Berge gefahren und sind gegen Abend angekommen. Was ich bisher gesehen habe, ist es auch hier sehr schoen. Riesiger Zocalo, viele alte, schoene Haeuser, grosser Markt, und folgende lokale Spezialitaet hab ich auch schon gegessen:
Einen getrockneten Grashuepfer. BAAH.

Was gut an dieser "Gruppe" ist: das Einzige, das wir zusammen machen, ist Busfahren; danach trennen wir uns immer und machen eigenes Zeug. Andererseits: der einzige, wirklich einzige Vorteil dieser "Gruppe" ist die Gesellschaft: Mich in einen Bus setzen und nach dem Weg fragen kann ich naemlich selber auch. Aber egal, mit den Jungs und Maedels ist es ja ganz lustig.
Die "Alten" sind immer "fertig zur Bergexpedition" angezogen, und gehen auch zum Abendessen in die Stadt mit Khaki-Hosen, waessrigen Farbkombinationen, Hut, verschiedenen Rucksaecken und den obligatorischen Wandersandalen plus Socken ausgeruestet. Wieso ist das denn so? Dieser seltsame Safari-Style...
2 Ehepaare kommen uebrigens aus Neuseeland, eins aus Australien, und dann ist noch eine Single-Kanadierin dabei. Vor den Neuseelaendern hab ich fast Angst, die sehen naemlich mit ueber 60 so sehnig aus mit ihren Riesen-Backpacks, als ob sie jeden Dienstag und Donnerstag Marathone auf Vulkanen laufen wuerden.
Der "Tourleader" und ich koennen vielleicht doch noch Freunde werden. Komischerweise hab ich ja immer diese Angewohnheit, dass ich die Leute letztendlich dann doch immer mag, wenn ich sie besser kenne. Ich meine, er bleibt zwar ein nicht ganz ernstzunehmender Bloedmann, der hauptsaechlich von seinen Sauf-Geschichten in Peru und Thailand erzaehlt. Und bei dem ich immer dieses Interview-Gefuehl habe: Ich frage, er antwortet-antwortet-antwortet, stellt aber selber nie Fragen.. naja, aber wahrscheinlich ist er schon ganz ok. Zumindest als Abendunterhaltung.
Bezueglich der Japanerin treffen mal wieder ein paar Klischees zu: Sie ist ganz nett und hoeflich, ausserordentlich zurueckhaltend, sie spricht quasi nie, wenn sie nicht angesprochen wurde. Kann tatsaechlich kein "r" aussprechen (und sagt immer "that¨s cööööööa"), und hat diese unglaubliche Begeisterungsfaehigkeit (viele HAH-WHOOOOOA!-Ausrufe).

Ach, gerade hab ich irgendwie nix zu erzaehlen. Ich bin es leid, staendig an einem anderen Ort sein zu wollen als dort, wo ich gerade bin. Vielleicht ist es deshalb Zeit fuer mich, sesshaft zu werden.

Montag, 3. April 2006

D.F. / Puebla

Hallo !!!
Wir schreiben den 3.Tag meiner "Tour". Das hier werden jetzt lauter sehr hektische Geschichten, weil natuerlich nie viel Zeit. Also:

Tag 1
Am Samstag frueh bin ich in dieses Hotel nach Mexico City gefahren, in dem ich mich mit "der Tour" treffen sollte. Hab erstmal noch keinen Menschen gesehen und bin deswegen alleine in die Stadt. Palacio Nacional, Zocalo, Templo Mayor, Torre Latinoamericano, Bellas Artes, Barrio Roma ... alles sehr schoen, und sehr interessant. Und irr, diese Stadt ist wirklich irr. Koennte nie da wohnen! Heiss, laut, der Himmel gelb vor lauter Luftverschmutzung, unendlich viele schreiende vendedores ambulantes, der Verkehr, die Metro... ausserdem war ich saumuede von der "Abschiedsfeier" vom Tag vorher, und hab mich deswegen ungefaehr alle 2 Sekunden irgendwo hin gesetzt. Naja, aber war gut.
Abends im Hotel habe ich zumindest 2 von "der Tour" kennen gelernt, Tom, 21, aus London, und allerhoechstwahrscheinlich schwul, und Yoko, 24, aus Tokyo, die denselben Nachnamen hat wie "der Boese" in den Buechern von Haruki Murakami: Watanabe. Boah.
Na jedenfalls, die zwei sind ganz nett und ganz suess. Ab und zu fuehle ich mich FURCHTBAR alt und ein bisschen, wie wenn ich auf sie aufpassen muesste (da sie auch nicht wirklich Spanisch koennen). Aber trotzdem, mit denen kann man schon mal ein paar Wochen reisen. Wir sind abends in die Zona Rosa was trinken gegangen.

Tag 2
Fruehstueck bei Starbucks. Mann, in D hasse ich Starbucks, aber hier ist es wie Weihnachten, mal einen guten Kaffee trinken zu koennen.
Bin mit Tom ins Museo de Anthropologia. Was der Wahnsinn ist. Super interessant, riesig, und echt gut gemacht. Sind stundenlang da drin rumgelaufen, und im Bosque Chapultepec (so was wie Central Park) und danach ein bisschen durchs Barrio Condesa. Nett war das.
So, aber jetzt: Wir haben abends unser "Tour-Meeting" gehabt. Wir sind 12.
7 DAVON SIND UEBER 60! ICH BIN MIT EINEM SENIORENCLUB UNTERWEGS !!!!!!! Zuerst konnte ich es nicht fassen und war ziemlich grantig. Wer, bitte, kommt auf die Idee, dass bei der billigstmoeglichen "organisierten" Reise mit oeffentlichen Verkehrsmitteln und billigsten Uebernachtungen ein Haufen RENTNER mitfaehrt?? Sie scheinen nett zu sein, aber trotzdem hab ich mir geschworen, nie nie nie wieder eine organisierte Tour mit zu machen. Naja. Die restlichen sind Rimple, 25, eine froehliche Inderin aus London, und Jody, 28, aus Australien. Aber letztere zieht die Gesellschaft der Rentner vor.
Soweit, so gut. Fehlt noch der "Tour Leader". Dieser Tour Leader hat mich gestern bereits so weit gebracht, dass ich ihn schlagen und anschreien wollte. Es handelt sich um einen dieser "braungebrannt - Tatoo - ich-habe-keinen-festen-Wohnsitz und alles "Normale" ist voll uncool Mann" - Typen. Was ja an sich noch nicht so schlimm ist. Das Schlimme ist, dass er ein vollkommen unorganisierter, egomanischer und respektloser Depp ist. Zu der Meinung bin ich gekommen, nachdem er sich ZWEIMAL verlaufen hat, und zwar 1.beim Weg in ein Restaurant, das er nicht gefunden hat. Und 2.beim Rueckweg von dem Restaurant, in dem wir letztendlich waren. Er fragt aber nicht nach dem Weg, sondern rennt drauflos, ohne sich um die Schar humpelnder Rentner zu scheren, die hinter ihm her hecheln. Und ausserdem hat er den Kellner bloed angemacht, und Spanisch kann er auch nicht.
Der Typ ist echt peinlich, und wahrscheinlich werde ich noch mit ihm streiten. Er hasst mich eh schon, nachdem er mal wieder was "erklaert" hat, von dem er offensichtlich keine Ahnung hat, und ich dann gesagt habe
"Oh. Danke. Diese Information war jetzt echt total wertvoll."
Ich meine, anscheinend ist die einzige Einstellungsvoraussetzung fuer diesen Job "er muss 2 Wochen Zeit haben".
Naja, aber das ist schon ok, immerhin hab ich Urlaub.

Tag 3
Sind in Puebla. Scheint schoen zu sein hier! Und vor allem haben wir auf dem Weg den Popo und den Izzta gesehen, ich weiss, ich bin besessen mit diesen Vulkanen, aber ich wuerd sie echt unendlich gern besteigen. Geht leider nicht, weil wir morgen um 12 weiter fahrn. Hmmmmmmm naja dann halt wieder die guten alten bayerischen Heimatberge. A propos, hier ums Eck gibts ein "Munich" Restaurant. Schoen.
Bin uebrigens mit den anderen noch-nicht-Grauhaarigen unterwegs, und es ist heiss.
Jetzt gleich gehen wir in irgend ein Museum, und morgen fahren wir nach Oaxaca.

Die Stimmung ist heiter und entspannt, trotzdem vermisse ich meine Schuelerchen ein bisschen .... Zumindest informieren sie mich und Kerstin per SMS ueber alles, was so passiert.
Komisch, dass das mit Toluca jetzt schon vorbei ist..

Abschied III

"Abschiedsfeier" am Freitag Abend in der Tlanchana war gut. Es sind tatsaechlich 16 Leute gekommen, was Wahnsinn ist, und am Schluss war ich ganz traurig. Aber das war ja klar ...